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Dieses Thema hat 19 Antworten
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 Orbit - Schule planetarischer Dichtung (SPD)
Sir_Francis_Drake Offline

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16.05.2006 00:56
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Nun werte Genossen und Planetarier, ehrenwertes ZK:
Mit solch anrührenden Worten, wie die einiger meiner Vorredner kann ich leider nicht dienen.
Mein Metier ist er die kurzweilige Prosa, und da meine "Kurzgeschichten" zwar nicht den Umfang von Tolstoi'schen Werken ereichen, aber schon während meiner Schulzeit geeignet waren meine Lehrer in den Wahsinn zu treiben, wenn sie meine "Taschenbücher" korrigieren mussten, habe ich mich entschlossen, das ganze als Fortsetzungsgeschichte anzulegen.
Unglücklicherweise habe ich bereits mit dem ersten Teil das Beitragslimit um das doppelte überschritten, wodurch die Trennung etwas abrupt ausfällt - Dies bitte ich zu entschuldigen und gelobe Besserung!

Nun denn - hier der erste Teil der "Kurzgeschichte" der ich den Titel "Rotes Banner" gegeben habe.

MpG
Sir Francis Drake

Sir_Francis_Drake Offline

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16.05.2006 00:59
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„Rotes Banner“

I


Obwohl der milde Frühlingsmorgen zu verweilen im Park anregt, beeilt sich Kapitän Vasilij Gorkev diesen schnell zu durchreiten, denn der Oberkommandierende der Flotte ist als ein Mann bekannt der nur ungern wartet.

„Was der Genosse wohl so wichtiges von mir will, dass er mich sogar aus dem Urlaub ruft?“

Gedanken wie dieser fressen an ihm, seit dem gestern Abend der persönliche Adjutant des Admirals bei ihnen zu Hause erschienen war, um Ihm eine Einladung in sein Haus zu überbringen – Von solchen Einladungen heißt es, sie führten einen Offizier an die Spitze der Flotte, oder in den Gulag.

Er kommt an der Adresse an, die in dem Schreiben erwähnt wurde – Ein unauffälliges, zweistöckiges Gebäude, wie sie das burgoise Bürgertum vor der Revolution zu dutzenden am Rande des Parks errichtet hatte. Diese jedoch hatte man mitten im Knie des Flusses errichtet, wodurch es auf drei Seiten vom Fluss umgeben war und mit der Eingangsseite an den Park grenzte, wodurch der Eindruck entstand der gesamte Park sei nur für den Besitzer des Hauses angelegt worden.

Eine Begrenzung des Grundstückes gibt es nicht, lediglich zwei bewaffnete Posten am Eingang und einige kaum auszumachende Überwachungskameras deuten darauf hin, dass hier ein Befehlsgewohnter Mann wohnt.

Gorkev folgt dem Weg zum Haus, nimmt die drei Stufen vor dem Eingang mit einem Stritt und erwidert den militärischen Gruß der Wachen.
Das Prozedere ist ihm hinlänglich bekannt, und so übergibt er dem ranghöheren Posten unaufgefordert seine „Einladung“.

Keine Regung im Gesicht des Mannes verrät, ob sich aus diesen Zeilen entnehmen lässt, ob man ihn demnächst auf Händen, oder mit den Füssen voraus aus dem Haus tragen wird.
Die Wache öffnet die Tür und bedeutet ihm durch ein Nicken er möge eintreten.

Die Eingangshalle ist leer – kein Erschießungskommando wartet aber auch sonst niemand, der ihm verraten könnte, was er hier soll.
„Admiral ! Kapitän Vasilij Gorkev meldet sich wie befohlen zur Stelle!“ ruft er und sieht sich erwartungsvoll um.
Ein schepperndes Geräusch aus einem der hinteren Räume, offenbar die Küche, verrät Aktivität im Haus und einen Augenblick später erscheint …
… Das typische Bild eines Hausmütterchens: Mitte – Ende sechzig, gut genährt und mit energischem Schritt tritt sie vor Gorkev und mustert Ihn mit freundlichen Augen.
„Ihr müsst der Gast sein, den der Admiral erwartet – Ich bin Irina, die Haushälterin des Admirals, kommt mit er ist hinten im Garten und gräbt!“
„Gräbt – Also nicht zur Vordertür hinaus, sondern hinten im Garten soll es geschehen und verscharren will man mich dort auch gleich!“

Das Hausmütterchen führt ihn auf eine Veranda und deutet auf einen Mann der in der Morgensonne ein „Loch“ von etwa 5 mal 25 Metern aushebt.
„Ein Massengrab“ schießt es Gorkev durch den Kopf. „Offenbar werden heute Morgen noch mehr „Gäste“ erwartet.“
Gorkev tritt an den Rand des „Massengrabes“ und wiederholt seine Meldung mit militärischem Gruß: „Admiral Drake: Kapitän Vasilij Gorkev, Kommandierender Offizier des interstellaren Zerstörers „Dnjepr“ meldet sich wie befohlen!“
Der Mann in dem Erdloch stößt die Schaufel ins Erdreich und wendet sich Gorkev zu:
„Goten Morgen Genosse Kapitän, schön dass ihr es einrichten konntet zu kommen.“
Mit einem geschickten Satz ist der Mann aus dem Loch heraus, wischt seine Rechte an der Hose ab und reicht Sie Gorkev.
„Das hört sich ja doch nicht so schlimm an“ denkt Gorkev und erwidert den Händedruck seines Befehlshabers
„Kommt mit zur Veranda – Irina wird uns einen Tee bereiten und wir können alles Weitere in aller Ruhe besprechen.“
Bevor beide das Haus erreichen wendet sich Admiral Drake nochmals an Gorkev:
„Eines noch: Sollte euch Irina fragen ob ihr zum Essen bleiben wollt, lehnt es besser ab!
Täuscht ein Magengeschwür vor, sagt eure Frau warte mit dem Essen und hasse es, wenn ihr schon gegessen habt, oder behauptet notfalls, ein Fastengelübde abgelegt zu haben – Ihr solltet es um jeden Preis vermeiden die Einladung anzunehmen!“
Gorkev sieht seinen Vorgesetzten verblüfft an.
Ein verschmitztes lächeln zuckt über Drakes Gesicht.
„Nun Kapitän ihr müsst wissen, Irina gehört praktisch zur Familie, Sie hat bereits meinem Vater gute Dienste geleistet und ist, was Reinlichkeit und Zuverlässigkeit angeht ein echtes Goldstück. Was jedoch ihre Kochkünste angeht – Nun in der Küche ist die gute eine echte Gefahr, lediglich ihr Tee ist unvergleichbar.“


(Fortsetzung folgt)

Sir_Francis_Drake Offline

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16.05.2006 03:13
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„Rotes Banner“

II


Drake und Gorkev nehmen auf der Veranda platz, während Irina den Tee serviert und fragt:
„Kapitän, die Besprechungen des Admirals dauern gewöhnlich einige Zeit, wollt ihr nachher nicht zu Mittag bleiben?“
Wieder zuckt dieses verschmitzte lächeln über Drakes Gesicht.
„Danke Irina“ erwidert Gorkev sich an die Warnung haltend „Aber ich habe morgen eine Magenspiegelung vor mir, daher darf ich 24 Stunden vorher keine feste Nahrung mehr zu mir nehmen“
„Oh – das tut mir aber leid“ erwidert Irina mitleidig „Aber ein anders mal müsst Ihr unbedingt zum Essen bleiben.
Brauchen die Herren sonst noch etwas sonst lasse ich Sie nun allein mit ihren Papieren.“
„Danke – wir kommen zurecht“ antwortet Drake „Wenn wir noch etwas benötigen, weis ich wo ich die Küche finde.“

Kaum hat Irina die Tür hinter sich geschlossen fährt Drake fort:
„Wie gesagt – Sie ist die gute Seele des Hauses, aber wehe dem, der ihren Kochkünsten nicht entrinnen kann …
Kürzlich, zum Beispiel hatte ich den Befehlshaber eines befreundeten Imperiums zu Gast – ER kannte die Kochkünste Irinas noch nicht, und nahm die Einladung zum Essen an, bevor ich Ihn warnen konnte.
Nach der Beendigung unserer Gespräche dankte er mir, sagte aber, falls ich ihn noch mal zum Essen laden sollte, würde er mir seinen Sekundanten schicken.“
Gorkev stutze. „Sekundanten? Ihr meint seinen Adjutanten?“ „Nein“ erwidert Drake und lacht „Seinen SEKUNDANTEN – Auf dem Heimatplaneten meines Freundes sind Duelle unter Offizieren nicht wie bei uns Verboten, sondern in Fragen der Ehre durchaus üblich.“

Drake bemerkt wie sein Gast mit argwöhnischer Mine das „Loch“ begutachtet, das sich hinter der Veranda auftut. „Wenn ihr später noch Zeit und Lust habt, Genosse könnt ihr mir gern bei der Fertigstellung meines Schwimmbeckens zu Hand gehen.“ Stichelt er, die ursprünglichen Gedanken seines Gegenübers erratend. Fast kann man den Stein hören, der Gorkev vom Herzen fällt. „Ein Pool“ atmet er auf „Aber Ihr wohnt am Fluss Admiral – eigentlich IM Fluss, wenn man bedenkt, dass euer Haus von drei Seiten von diesem umbeben wird – wozu braucht ihr da ein Schwimmbecken im Garten?“

Wieder dieses Lächeln auf Drakes Gesicht – Er nickt „Der Fluss – Natürlich könnte ich im Sommer auch dort Abkühlung finden aber dank dieser Neuartig-westlich-dekadenten Erfindung namens „Jetski“ ist die Wahrscheinlichkeit größer die vereinten Imperialistischen Flotten mit einem einzelnen Kreuzer zu schlagen, als lebend wieder das Ufer zu erreichen.“
„Aber ihr seid der Kommandeur der Flotte es sollte euch …“ Antwortet Gorkev, doch Drake unterbricht ihn „Eine Gute Idee Genosse – Ich könnte zwei Schnellboote der Planetaren Küstenverteidigung abkommandieren und je eines am nördlichen und südlichen Ende des Knies stationieren.“
Drake nippt an seinem Tee, genießt die unübersehbare Verblüffung Gorkevs und fährt fort:
„Wusstet ihr, dass diese Schnellboote kürzlich mit je zwei 50Megawatt – Zwillings – Impulsphaserwaffen der Klasse fünf ausgerüstet wurden? Da dieses moderne Waffensystem in der Lage war die Konterrevolutionäre im vergangenen Frühjahr vor den Toren des roten Palais aufzuhalten, denke ich dürften sie auch diese Bedrohung infantilen Rowdytums in den Griff bekommen.
Nur mühsam kann er sich ein lautes Gelächter verkneifen, denn Gorkev scheint nun vollends die Fassung zu verlieren. Drake beschließt seinem Gegenüber nun endgültig den „Todesstoß“ zu versetzen und spinnt den Gedanken weiter:
„Nein, nein mein Freund da mache ich mir doch lieber die Mühe ein wenig im Garten zu graben, einen eigenen Pool anzulegen und im Sommer gemütlich und in aller Ruhe mit Freunden und den Nachbarn am Beckenrand oder im Becken zu entspannen.“ Drake macht eine kurze Kunstpause und sieht wie sich Gorkevs Gesichtszüge entspannen.
„Finale!“ Denkt Drake und erklärt „Andererseits – Meines Nachbarn jüngster, Wasilij heißt der Kleine glaube ich, ist noch nicht so ganz „Stubenrein“ was die Phantasie bezüglich diverser „Hinterlassenschaften“ im Pool beflügelt. Hmm – ich denke ich werde ein drittes Schnellboot IM Pool stationieren lassen!“
Gorkevs Zurückhaltung entgleitet ebenso seiner Kontrolle wie seine Tasse, die klirrend auf dem Boden der Veranda zerschellt. Er spring auf und will eben zu einer erbosten Rede ansetzen, als er endlich dieses lächeln im Gesicht Drakes zu deuten vermag.
Dieser bricht just in diesem Moment in lautes Gelächter aus und Gorkev stimmt unweigerlich ein.

(Fortsetzung folgt)

Sir_Francis_Drake Offline

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17.05.2006 00:29
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III


Die Türen zum Haus fliegen auf und Irina erscheint, blickt sich um und erfasst die Situation mit dem ersten Gedanken.
„Francis Edward Drake“ poltert Sie erbost los „Dein Vater würde sich im Grabe herum drehen, wenn er sehen könnte wie du deine Gäste auf den Arm nimmst – Und sieh nur: wieder eine Tasse des guten Porzellans zerbrochen, nur weil du deine Spaß haben musst!“
Sie bückt sich die Reste der Tasse aufzuheben, kramt einen Lappen aus Ihrer Schürze, wischt den Tee auf und kehrt brummelnd und Kopfschüttelnd ins Haus zurück.
Gorkev schaut ihr verblüfft hinterher, setzt sich und wendet sich wieder an Drake:
„Eure Haushälterin duzt euch?“ „Nun“ erwidert Drake und reicht seinem Gast eine neue Tasse. „Ihr müsst wissen, dass Ich Irina kennen lernte als ich 5 Jahre war, Sie war nach dem Tod meiner Mutter gleichzeitig Haushälterin und Erzieherin, obwohl sie immer wieder betont in ihrer zweiten Funktion versagt zu haben.“ Auf Drakes Gesicht erscheint wieder dieses Lächeln.“ Aber wenn ihr zu irgendjemanden ein Sterbenswörtchen über meinen zweiten Vornamen verliert, werde ich mir eine andere Funktion für meinen Pool einfallen lassen.“
Er lacht und fährt fort:
„Nein, im Ernst. Es gibt keine „Todesschwadronen“, auch keine Erschießungskommandos oder sonst irgendwelche Willkürakte seitens der Partei oder des Flottenkommandos.
Ihr könnt euch beruhigt wieder setzen, damit wir zum Zweck eures Besuches kommen können.“
„Kapitän, Ihr steht im Ruf ein integrer Mann zu sein“ beginnt Drake „Loyal zu Partei, Flottenkommando, Schiff und Mannschaft. Es heißt ihr wäret als einziger Kapitän während der Mai-Revolution ohne Niederlage, ja sogar ohne Verluste an Mannschaften geblieben. Man lobt eure Erfahrung, eure Besonnenheit und zugleich eure Kühnheit im Gefecht – Kurz: Ihr seid das Beste was das Offizierscorps der Flotte zu bieten hat.
Kapitän, ich frage euch: wie gefällt euch der Dienst an Bord von Zerstören der Potemkin - Klasse wie der „Dnjepr“?“
Gorkev braucht kaum Bedenkzeit für seine Antwort: “Genosse Admiral, es ist mir eine Ehre der Partei und dem Reich dienen zu können wo ….“ Drake winkt ab und unterbricht ihn „Stopp! Lasst das offizielle Parteigeschwafel bitte beiseite und reden wir wie ein Offizier mit dem anderen: Also Klartext – was haltet Ihr von der Potemkin – Klasse?“
Gorkev nickt „Gut Ihr wollt Tacheles reden, also schön: Die Potemkin – Klasse gehört zum Besten was die rote Flotte derzeit hat, Sie ist an Feuerkraft jedem gegnerischen Großkampfschiff um längen überlegen – Ihre Panzerungstechnologie ist so fortschrittlich, dass man Sie nur durch einen direkten Treffer in den Fusionskern aufhalten kann, aber der Feind setzt zunehmend auf leichtere, wendigere Schiffsklassen und wie es so schön heißt: viele Hunde sind des Hasen Tod.“
Drake nickt „Ihr meint also, wir sollten, wie unser Gegner auf leichtere Schiffsklassen setzen?“ „Nein Admiral, das würde bedeuten, die Komplette Struktur der Flotte zu zerschlagen – Unsere Kommandeure und Mannschaften sind den Dienst an Bord schwerer Schiffsklassen gewohnt, sie nun auf leichtere Schiffe einzuschwören, würde bedeuten auf Ihre Routine und Erfahrung zu verzichten – Dieses Defizit würden wir erst mit der nächsten Generation von Offizieren kompensieren können und das kann Jahre dauern.“
Wieder nickt Drake „Wir sind uns also einig in dem Punkt, dass die Flotte entweder neue Offiziere oder neue Schiffe braucht?“ „Tja – ich bin kein Wirtschaftsfachmann, aber neue Schiffe erscheinen mir doch die teurere Variante zu sein – Wollt Ihr das Offizierscorps der Flotte also von Grund auf Umbauen, oder habt ihr vor in den 7-Jahresplan einzugreifen? Ich verstehe nicht wie ich euch bei einem von beiden behilflich sein könnte.“
„Nun Genosse ihr könntet mir durchaus behilflich sein, vorausgesetzt ihr wäret bereit, euren „gemütlichen“ Posten auf der „Dnjepr“ aufzugeben und mit mir völliges Neuland zu betreten.
Ich kann euch leider nicht mehr sagen, als dass das Projekt um das es geht die Flotte der Union und die Raumfahrt im allgemeinen Revolutionieren wird. Gleichzeitig könnte, nein WIRD es euch zum meist gejagten Kommandanten des bekannten Universums machen, Also wägt gut ab – Euer sicherer, gemütlicher Posten, oder das unbekannte Neue, das ich euch biete.“ Drake lehnt sich zurück und beobachtet die Züge seines Gastes. Dieser nickt nach einer Weile und lenkt ein. „Gut Admiral, Veränderungen sind mir lieb – Worum es auch geht. Ich bin euer Mann!“ „Wohlan denn Kapitän, ich erwarte euch Morgen Früh um sieben im Hangar des Flottenkommandos – Erledigt noch alles Notwendige, denn ihr werdet die Heimat eine geraume Zeit nicht wieder sehen!“
Drake reicht seinem Gast zum Abschied die Hand entlässt ihn in eine ungewisse Zukunft – zumindest bis zum nächsten Tag, und widmet sich dann wieder seiner Arbeit an dem „Massengrab.“

(Fortsetzung folgt)

Sir_Francis_Drake Offline

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17.05.2006 06:14
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IV


Das Gelände des Flottenkommandos, an und für sich selbst eine kleine Stadt, liegt etwas südlich vor den Toren der Hauptstadt. Es umfasst neben den riesigen Verwaltungsgebäuden, die der Volksmund etwas geringschätzig als „Apparatschik-Silos“ bezeichnet, auch Wohnhäuser ein Krankenhaus, Geschäfte ein unterirdisches Bunkersystem für den Generalstab und einen kleinen Hangarbereich für mittelgroße Schiffe.
Sir Francis Drake, seines Zeichens Admiral des Generalstabes im Flottenkommando der Südflotte, wartet am Eingang des Kasinos auf seinen Besucher vom Vortag.
Sein Blick wandert zu dem Kleinen Uhrtürmchen gegenüber des Gebäudes, als er von hinten die bekannte Stimme des Kapitäns Gorkev vernimmt: „Keine Sorge Genosse, auch ich toleriere keine Verspätungen an Bord meines Schiffes, somit leiste ich selbst mir diesen Luxus auch nicht.“
„Das hätte ich auch nicht von ihnen erwartet, Genosse“ Antwortet Drake, reicht dem Ankömmling die Hand und fährt fort: „Lasst uns noch kurz auf einen Imbiss und einen Kaffee im Kasino vorbei schauen. Ich pflege daheim nicht zu frühstücken – Irina, Ihr wisst schon.“
Die beiden betreten das Kasino und nehmen etwas abseits der Mannschaftsgrade an einem Tisch Platz. Nervöse Blicke der Männer an den Nachbartischen streifen die beiden, denn Dienstgrade über denen eines Leutnants ist man hier zu dieser frühen Stunde nicht gewohnt. Entweder bedeutet das eine außerplanmäßige Inspektion, oder die Mobilmachung – Den meisten kann man ansehen, dass Ihnen die zweite Möglichkeit die Willkommenere wäre.
„Nicht dass ich Irinas Küche nach nunmehr 30 Jahren nicht gewöhnt wäre, aber morgens ertrage selbst ich nicht das, was die Gute unter einem Frühstück versteht.“ Drake entnimmt einem kleinen Etui eine Zigarette, bietet Gorkev ebenfalls eine an und gibt ihm und dann sich Feuer, bevor er fortfährt.
„Ihr solltet euch darüber im Klaren darüber sein, dass es kein zurück mehr gibt, wenn ihr mir gleich folgt. Solltet ihr euch im Anschluss an dieses Gespräch nach rechts wenden und zum Ausgang gehen, werdet ihr keine Repressalien zu befürchten haben, solltet ihr euch jedoch entscheiden mir nach links zum Hangar zu folgen, gibt es kein zurück mehr für euch, dann werdet ihr entweder mein Verbündeter sein, oder Tot – So einfach ist das.“
Gorkev sieht seinem Gegenüber ins Gesicht: Kein Lächeln dieses Mal – Seine Worte sind ihm Todernst! „Nun Admiral, glaubt mir: Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht, um genau zu sein, habe ich die ganze Nacht darüber nachgedacht. Auch Ihr habt einen Ruf, einen Ruf der besagt Ihr stündet bedingungslos zu Partei, Union und Planetariat. Dieser Ruf hat letztlich den Ausschlag für meine Entscheidung gegeben, euch nicht wegen konterrevolutionären Untrieben dem Politbüro zu melden, sondern mein Vertrauen in euch zu setzen.“ Er sieht seinen Vorgesetzen ernst an.
„Aber gnade euch Gott, wenn ich bemerke dass ihr der Union schaden zufügt, sie hintergehen, oder verraten wollt, in diesem Fall solltet ihr mich lieber gleich erschießen lassen, denn ansonsten werde ich keine Sekunde zögern dies mit euch zu tun!“
„Dies, und nichts anderes habe ich von euch zu hören erwartet Genosse. Nun nachdem die Standpunkte geklärt sind, ist es Zeit sich ans Werk zu machen.“
Drake erhebt sich, verlässt das Kasino und wendet seine Schritte nach links in Richtung des Hangars – Gorkev folgt nur einen halben Schritt dahinter.
Der Posten am Eingang des Hangars salutiert und öffnet den beiden Offizieren den Nebeneingang. Die weitläufige Halle ist leer mit Ausnahme eines kleinen Shuttles das verloren in deren Mitte steht. Ansonsten – Nichts Ungewöhnliches; Nichts was auch nur im Entferntesten an eine Revolution der Raumfahrt erinnern würde.
Zielstrebig geht Drake am Shuttle vorbei in Richtung eines kleinen Büroraumes, denn er betritt. Auch hier scheinen die beiden nicht am Ziel zu sein, denn Drake holt einen kleinen Sender aus der Tasche und führt diesen über die Verkleidung der hinteren Wand.
Ein leises Summen von Servomotoren ist zu hören, die Verkleidung fährt wie von Geisterhand auseinander und gibt den Blick auf einen gut getarnten Lastenaufzug frei.
„Willkommen in der Zukunft“ Drake lächelt über die offensichtliche Verblüffung Gorkevs.
„Oder besser deren Keimzelle“ Drake betritt den Aufzug und lädt Gorkev durch eine Geste ein ihm zu folgen.
Erneut hält er den Sender an einen Sensor und betätigt eine Taste, sofort setzt sich der Aufzug in Bewegung. Gorkev versucht der Digitalanzeige über der Tür zu folgen, verliert jedoch schnell den Anschluss, da der Fahrstuhl offenbar an Geschwindigkeit gewinnt.
„Lasst euch durch die Anzeige nicht irritieren – es handelt sich nicht um Etagen, sondern um Meter und da haben wir noch ein paar vor uns.“ Erklärt Drake und schweigend rasen die beiden Männer in die Tiefe.

(Fortsetzung folgt)

Sir_Francis_Drake Offline

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17.05.2006 18:35
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V


Als der Aufzug endlich sein Ziel erreicht, schaut Gorkev noch einmal zur Anzeige hinauf „1624“ kann man dort lesen.
„Ganz offenbar hatte der Erbauer dieser Anlage ein ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis, wenn er sie schon so tief in der Erde verborgen hat“ Bemerkt er.
„Ganz offensichtlich.“ Antwortet Drake „Diese Anlage ist vor mehr als 90 Jahren entstanden, etwa zu der Zeit des ersten Arbeiteraufstandes. Das regierende Regime befürchtete, den Revolutionären könne kriegswichtiges Gerät in die Hände fallen, und ließ dutzende Bunker wie diesen rund um die Hauptstadt anlegen. Die meisten der Bunker sind Heute Teil des Generalstabsbunkers der Flotte, dieser hier jedoch ist etwa 1000m tiefer als alle bekannten Bauwerke dieser Art.“
Drake und Gorkev passieren einen weiteren Posten und er fährt fort:
Als ich um Zuteilung eines Hangars auf dem Gelände bat, tat ich dies mit dem Hintergedanken der Sommerlichen Hitze in den „Silos“ zu entrinnen. Verbringt einmal einen Sommer in einem dieser Büros – Ihr werdet die Hölle mit offenen Armen willkommen heißen!“ Erneut huscht ein lächeln über sein Gesicht.
„Wir hatten bereits eine Klimaanlage installiert, und wollten noch ein Fenster in die hintere Wand des Büros brechen, als wir auf den auf den zugemauerten Aufzugsschacht stießen.
Der Erbauer hat die hinteren Räume optisch so Geschickt angeordnet, dass die fehlenden 16 Quadratmeter des Schachtes gar nicht auffallen, und so bin ich zu meinem persönlichen Bunker gekommen.“
Die beiden passieren einen letzten Posten und betreten eine runde Halle, von der fünf Tunnel abzweigen.
„Die Anlage ist im Grunde recht einfach aufgebaut.“ Erklärt Drake „Ausgehend von dieser Halle, die wegen ihrer Akustik auch liebevoll „Der Dom“ genannt wird, erstrecken sich fünf Tunnel über eine Fläche von 4 Quadratkilometern. Sie laufen parallel zueinander im Abstand von je 250 m in südlicher Richtung. Von jedem Tunnel zweigen rechts und links die einzelnen Räume ab. Nach jeweils 500, 1000 und 1500m gibt es einen Verbindungstunnel zwischen den einzelnen Stollen und alle fünf münden in etwa 2 Kilometern Entfernung wieder in einer Halle wie dieser, von der aus ein zweiter Zugang wieder ans Tageslicht führt, welcher als verschütteter Bergwerksschacht ist.“
Drake geht zu einem der an der Seite der Halle geparkten Elektrofahrzeuge, entfernt das Ladekabel und lädt Gorkev durch eine Geste zum einsteigen ein.
„Glaubt mir: Laufen wollt Ihr hier unten nicht – Während der Entstehungsphase haben wir hier unten alle Wege zu Fuß, oder mit dem Fahrrad zurück gelegt – Das Fitnessprogramm konnte man sich dabei sparen.“ Er deutet auf die farbigen Markierungen auf dem Boden, während er in Richtung des mittleren Tunnels losfährt: „Durch den einfachen Aufbau des Bunkers ist es nahezu unmöglich sich zu verlaufen – Die beiden westlichen Tunnel, also die linken von hier aus gesehen, haben blaue Markierungen. Dort ist die wissenschaftliche Abteilung untergebracht, entsprechend der Unterteilung durch die drei Verbindungstunnel unterteilt sich der Bereich in die Abschnitte „BLAU-A“ und „BLAU-B“ mit den jeweiligen Segmenten 1 bis 4. Dasselbe gilt für die beiden östlichen Tunnel mit der Bezeichnung „GRÜN-A“ und „GRÜN-B“, wo die Werkstätten und Lagerhallen untergebracht sind.
Wir sind gerade auf dem Weg in den mittlern Tunnel, dessen Aufteilung etwas abweicht.
Das Erste Segment, also Segment „ROT-1“ beherbergt Büros, Besprechungsräume und ähnliches. Im Segment „ROT-2“ befinden sich das Kasino und die Freizeiträume für die Belegschaft, wahrend sich in den Segmenten „ROT-3“ und „ROT-4“ die Unterkünfte befinden.“
Drake hält in der nähe einer unscheinbaren Tür, und verlässt das Fahrzeug.
„Wird der Wagen noch hier sein, wenn wir zurückkehren, oder müssen wir die Strecke zurück laufen?“ Will Gorkev wissen. „Keine Sorge“ Beruhigt in Drake „Diese Fahrzeuge werden durch diesen Kontaktlosen Sender hier aktiviert.“ Er zeigt ihm den kleinen Sender, der ihm bereits zum öffnen und starten des Aufzuges gedient hat und fährt fort. „In dem Augenblick in dem ich das Fahrzeug an der Ladestation abmeldete wurde er auf mich registriert, keine andere Person hat von nun an Zugriff darauf, bis ich es wieder im Dom abmelde. Der Sender dient gleichzeitig der Legitimation beim betreten der einzelnen Bereiche. Sie werden ebenfalls einen erhalten, den Sie immer bei sich führen müssen. Wenn Sie ihn Verlieren, haben Sie ein Problem, die Wachposten und Patrouillen sind mit Scannern ausgestattet, mit denen sie im Bruchteil einer Sekunde ihre Daten abrufen können, haben Sie keinen oder einen fremden Sender bei sich, werden sie einige Stunden später in einer Arrestzelle zu sich kommen.“

(Fortsetzung folgt)

Sir_Francis_Drake Offline

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18.05.2006 04:01
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VI


Drake und Gorkev betreten das Vorzimmer und der Admiral wendet sich an seine Sekretärin: „Katja - Dies ist Genosse Gorkev, dessen Akten Sie bereits erhalten haben. Sorgen Sie dafür, dass ihm ein Quartier zugeteilt wird und dass er einen codierten Sender erhält – Zugriffsberechtigung Alpha.“
Sie betreten das Arbeitszimmer Drakes – Es ist einfach eingerichtet, aber dennoch gemütlich.
Beherrscht wird der Raum durch einen großen Schreibtisch auf der linken Seite. Rechts befindet sich eine bequem aussehende Sitzgruppe, während die gegenüberliegende Wand aus einem einzigen großen Aktenschrank besteht.
„Setzt euch“ Fordert Drake seinen Gast auf und deutet auf die Sitzgruppe. „Ich habe da etwas Lektüre für euch.“ Wieder ist dieses schelmische Lächeln auf seinem Gesicht zu sehen, als er Gorkev einen „Ordner“ reicht, der an Gewicht und Umfang jede Gutenbergbibel um etliches übertreffen dürfte.
Entsetzt starrt dieser, das ihm gereichte Ungetüm an. „Was ist das?“ Fragt er, geht einen Schritt zurück, und macht ein Gesicht als wolle man ihn Foltern.
„Dies lieber Genosse Gorkev ist unsere Zukunft!“ erwidert Drake. „Es ist die Lösung unserer Probleme, das Damoklesschwert über den Häuptern unserer Feinde, es ist der Wächter des Planetariats!“ Und erneut erscheint dieses heimtückische Lächeln auf Drakes Gesicht.
„Aber keine Sorge Genosse wie dies herkommt gibt es noch viel mehr zu lesen.“ Mit dem Daumen deutet er auf die riesige Schrankwand hinter sich. „Dort bewahre ich die Berichte und Protokolle der letzten 14 Tage auf – Die gesamte Datenmenge dürfte, in elektronischer Form erfasst, derzeit einige hundert Terrabyte umfassen.“ Er nimmt gegenüber von Gorkev platz, welcher eigentlich unter dem Gewicht des etwa 20 kg schweren „Ordners“ mehr auf des Sofa gefallen ist, als dass er sich gesetzt hätte. „Was ihr in den Händen haltet ist lediglich eine „Skizze“ – Die Grundlage für die Erklärungen die ich euch zu liefern gedenke.“
Drake lehnt sich zurück und genießt Gorkevs Minenspiel das von „Erstaunen“ über „Fassungslosigkeit“ und „Entsetzen“, nun das Stadium „Panik“ erreicht zu haben scheint.
„Nun entspannt euch wieder Genosse“ Beruhigt ihn Drake „Ihr seid, wie ich weiß, genau wie ich weniger ein Theoretiker, als vielmehr ein Mann der Tat, dieses „Notizbuch“ sollt ihr lediglich überfliegen, damit ihr euch einen erstes, grobes Bild des Projektes „Rotes Banner“ machen könnt.
Einige Details folgen Später und dann wollen wir uns das Ergebnis ja auch in Natura ansehen. Während ihr euch hier ein wenig einlest, werde ich mir einen Überblick über den Stand der Dinge verschaffen – und wenn ihr etwas braucht, zögert nicht Katja zu bemühen.“
Gorkevs Erleichterung, diesen Papierberg nicht ausführlich studieren zu müssen ist fast greifbar und er macht sich ans Werk, während Drake den Raum verlässt.
Die Skizzen, Blaupausen, Berechnungen und Spezifikationen, die Gorkev nun zu Gesicht bekommt, kommen ihm im Grunde vertraut vor – Ähnliches hatte man ihm bereits während der Entwicklungsphase der „Potemkin-Klasse“ vorgelegt nur war dies ….
… gewaltiger, weitaus gewaltiger als jedes Schiff von dem er jemals gehört hatte.
Mehrere Stunden wälzt er den Ordner, studiert Konstruktionsskizzen, Schaltpläne, statische Tabellen, Designentwürfe und Materialspezifikationen, dann schließlich am späten Nachmittag kehrt Drake zurück und sieht in fragend an.
„Nun Kapitän – wie ist euer erster Eindruck?“
Gorkev lehnt sich langsam zurück, fährt sich mit der rechten durchs Haar und atmet tief durch.
„Selbst auf die Gefahr hin mich Unbeliebt zu machen, aber dieses „Werk“ hier ist pure „Since-Fiction“! Mal abgesehen davon, dass die Entwürfe angesichts der immensen Kosten nicht einmal den Prüfungsausschuss der Eingabekommission überleben dürften, ist hier von Technologien die Rede, von denen selbst weitaus größere und mächtigere Reiche nicht einmal zu träumen wagen. Es ist reiner Irrsinn so etwas überhaupt ins Gespräch zu bringen!“
Drake hebt die Augenbrauen und setzt sich direkt neben ihn „Was nun, wenn ich euch sage dass diese „Since-Fiction“ sich bereits im Endstadium der Fertigung befindet, wenn ich behauptete die Testphase hätte bereits begonnen und was wäre, wenn ich euch als kommandieren Offizier für diesen „Irrsinn“ haben möchte?“ Drake sieht fragend zu Gorkev, dieser räuspert sich und beantwortet die Frage kurz und knapp: „In diesem Fall würde ich euch einen guten Therapeuten empfehlen wollen!“
Drake lässt sich nach hinten fallen und lacht laut auf: „Eure Ehrlichkeit ist erfrischend, mein Freund – mal was anderes als diese „Ich krieche vor dem Admiral“ - Einstellung die mir sonst begegnet.“ Er richtet sich wieder auf. „Kommt mit, wir nehmen etwas zu uns, und ich gebe euch ein paar Hintergrundinformationen – Ihr werdet weit erstaunter sein, als ihr es euch je zu erträumen gewagt habt.“

(Fortsetzung folgt)

Sir_Francis_Drake Offline

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18.05.2006 14:14
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„Rotes Banner“

VII


Das Kasino des Bunkers ist einfach, aber durchaus nicht spartanisch eingerichtet. Im hinteren Bereich, nahe der Küche, steht an einem Buffet eine Auswahl an Speisen zur Verfügung, die dem Kasino des ZK zur Ehre gereichen würde. Seitlich an der Wand wird das Angebot durch mehrere Automaten ergänzt, aus denen man kleine Imbisse, und Getränke ziehen kann.
Drei Schilder weisen verschiedene Bereiche aus: „Arbeitskleidung“, „Straßenkleidung“ und „Offiziersgrade“. Die Einrichtung aller drei Bereiche ist identisch, der einzige Unterschied ist der größere Abstand der Tische zueinander im Offiziersbereich. Nachdem Drake und Gorkev sich Ihre Menüs zusammengestellt haben, nehmen sie an einem der hintern Tische im Offiziersbereich Platz.
„Für einen Mann eures Rufes, von dem es heißt, er achte strengstens auf Disziplin, geht es hier erstaunlich formlos zu.“ Beginnt Gorkev das Gespräch. Drake blickt sich um und nickt:
„Ihr meint, weil niemand der Mannschaftsgrade einen der Offiziere grüßt? Nun die Grußpflicht nehmen wir hier unten nicht ganz so ernst. Da man sich Zwangsläufig ständig begegnet, würden wir hier den ganzen Tag grüßend durch die Gänge wandern.
„Tja, das mag sein Admiral, aber wenn man den Gerüchten Glauben schenken darf, hattet ihr diese liberale Einstellung nicht immer.“ Kontert Gorkev. „Welche Gerüchte meint Ihr?“ fragt Drake scheinheilig. „Es heißt ihr hättet während des Acheron-Konfliktes den Kapitän eines Zerstörers auf dessen eigener Brücke, vor den Augen seiner Offiziere und mit seiner eigenen Waffe getötet – Das scheint mir nicht unbedingt auf eine liberale Gesinnung zu deuten.“
„Ihr solltet Gerüchten nicht zuviel Gewicht beimessen.“ Erwidert Drake. „Es war nicht seine Waffe sondern meine eigene.“ Erstaunt blickt Gorkev zu Drake hinüber. „Seht mich nicht so entsetzt an! Das schlimmste was einem Offizier ist, den Respekt der Männer zu verlieren, geschieht das und werden seine Befehle in Frage gestellt, ist er fehl am Platze. Wisst ihr warum ich den Kapitän Viktor Abramov auf der Brücke der „Komsolmjonev“ erschoss?“ Scheinbar völlig ungerührt setzt Drake seine Mahlzeit fort.
„Es hieß Ihr hättet ihn und sein Schiff auf ein Himmelfahrtskommando geschickt und er habe den Befehl verweigert.“ Drake macht sich daran den Nachtisch zu verspeisen und erwidert: „Um zu vermeiden, dass ihr ein falsches Bild von mir zeichnet, will ich euch den Hergang schildern:
„Wir hatten den Auftrag die äußeren Sektoren des Acheron-Systems zu sichern. Unser Zug bestand aus fünf Zerstörern mit einem Geleitschutz von 25 Schlachtschiffen. Die „Komsolmjonev“ war das Flaggschiff, von dem aus ich das Kommando führte. Während der voran gegangenen Monate wurde unser Geleitschutz völlig aufgerieben, da der Gegner immer wieder mit leichten Schlachtern vorstieß und einzelne Schiffe zerstörte. Letztendlich waren nur noch die fünf Zerstörer übrig, die der Feind aber nur mit einer Geballten übermacht würde bezwingen können. Also zog man im Nachbarsystem 150 Schlachtschiffe zusammen um uns den Todesstoß zu versetzen. Ich wusste, dass wir im offenen Kampf zwangsläufig unterliegen würden und Rückzug kam nicht in Frage – Man hätte unsere Köpfe vor dem roten Palais zur Schau gestellt. Also entschloss ich mich dem Feind das Schlachtfeld zu diktieren und lockte ihn in die Nähe eines nahe gelegenen, kleinen Planeten um den ein Mond und ein Asteriodenfeld seine Bahn zog. Der Planet selbst hatte einen stark rotierenden Eisenkern, was ihn zu einer Art Radioanomalie machte, jede Kommunikation in seiner nähe fast gänzlich ausschloss, und Sensorenscans praktisch unmöglich machte. Ich ließ einige Sensorbojen in dem Asteroidenfeld platzieren, um unsere Signale zu verstärken und dem Feind somit einen Vorteil abzuringen. Es fehlte nur noch ein Köder, und ich entschied mich die „Komsolmjonev“ zu opfern, da diese bereits einige schwere Treffer bekommen hatte und nur noch zu 40% Einsartfähig war. Ich befahl jeden entbehrlichen Mann auf die „Swertlowsk“ zu versetzen, und verlegte meinen Kommandoposten ebenfalls nach dort. Als ich Kapitän Abramov instruierte, sein Schiff innerhalb des Asteriodengürtels in Stellung zu bringen und den Angriff des Feindes zu erwarten, verlor er die Nerven, beschimpfte mich und kündigte an, mich wegen Inkompetenz des Kommandos entheben zu lassen. Was folgte ist bekannt – Ich erschoss den Kapitän, welcher nebenbei bemerkt, zu den fähigsten Kommandeuren zählte, die ich während meiner Dienstzeit kennen lernen durfte. Ein kurzer Moment in dem er die Beherrschung verlor kostete ihn das Leben und mich einen überaus fähigen Offizier. Mancher mag meine Reaktion als überhastet und Überzogen bezeichnen, aber glaubt mir: Mit dem Rücken zur Wand, den sicheren Untergang vor Augen ist ein Offizier der die Nerven verliert, der Garant für eine Niederlage und den Tod tausender Männer.

(Fortsetzung folgt)

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19.05.2006 05:03
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VIII


„Spielt Ihr Schach?“ fragte Drake den Kapitän und fährt fort als dieser nickt: „Dann werdet Ihr mit Sicherheit schon einmal ein Damenopfer gebracht haben, um eine andere Figur in eine schlagkräftigere Position zu bringen?“ Wieder bestätigt sein Gegenüber nickend.
„Seht ihr: Das „Damenopfer“ fiel in diesem Fall leider etwas größer aus – einen Zerstörer findet man nur äußerst selten auf einer Verlustliste.
Später gab mir der Erfolg recht: Die „Komsolmjonev“ als Köder im Asteroidenfeld und die anderen Zerstörer auf der abgewandten Seite das Mondes in Stellung gebracht, warteten wir auf unseren Gegner, der uns deutlich tiefer im Zentrum des Systems vermutete. Völlig arglos und ohne zögern, wohl in Erwartung „fetter Beute“ und in der Gewissheit uns weit überlegen zu sein, nahmen sie Kurs auf die „Komsolmjonev“, von der sie annehmen mussten, sie versuche sich vor Ihnen zu verstecken, und mussten dabei selbst in das Asteroidenfeld vorstoßen, um in Waffenreichweite zu gelangen.
Dadurch büßten sie ihre größten Trümpfe ein: Ihre Wendigkeit und ihre Schnelligkeit – Kaum hatten die letzen feindlichen Schiffe die Grenze des Feldes passiert, ließ ich die 4 verbliebenen Zerstörer Stellung vor dem Asteriodengürtel beziehen und schnitt so dem Gegner den Rückweg ab.
Sie waren uns zahlenmäßig zwar weit überlegen, doch konnten Sie nur Ihre weit schwächeren Achtergeschütze auf uns abfeuern, während wir mit der ganzen Gewalt unserer Bugkanonen mitten in ihre Stellung feuerten. Sie brauchten mehrere Minuten um ihre Schiffe zu wenden und in eine günstigere Feuerposition zu bringen, diese Minuten hatten aber ausgereicht um bereits die hälfte ihrer Schiffe mit unseren schweren Plasmageschützen zu zerstören oder kampfunfähig zu machen.
Ein Bild heillosen Durcheinanders bot sich dem Betrachter: Die automatischen Zielsysteme durch die Emissionen des nahen Planeten völlig unbrauchbar und durch den Rauch und die Trümmer der eigenen, brennenden Schiffe behindert, war es schwer für den Gegner überhaupt ein Ziel auszumachen, während wir Sie anhand der ausgesetzten Bojen recht genau lokalisieren konnten.
Offenbar aus Frustration begannen einige der Kommandanten das Feuer auf die waidwunde „Komsolmjonev“ zu eröffnen, deren angeschlagenen Schilde dem direkten Beschuss nicht lange standzuhalten vermochten und ein so besiegelte ein direkter Treffer in deren Hauptreaktor ihr Schicksal.“ Drake macht eine kurze Pause und genießt den heißen Kaffee.
„Es kam mir vor, als dauerte dieses Gefecht – dieses Gemetzel mehrere Stunden: Rückwirkend betrachtet dauerte es exakt 13 Minuten, dann war das Asteroidenfeld um die Trümmer eines Zerstörers und denen von 150 Schlachtern angewachsen.“
Obwohl Drake den Anschein zu erwecken sucht, dass in das Geschehene nicht sonderlich berührt, kann man doch deutlich spüren, dass ihm dieses Thema nicht unbedingt angenehm ist.
„Die Partei verbuchte das Ganze seinerzeit als „Großen Sieg des Planetariats über den Klassenfeind", aber mir persönlich kam es nie wirklich wie ein Sieg vor.
Wir verloren an jenem Tag 65 gute Männer und einen hervorragenden Offizier, von der „Komsolmjonev“ ganz zu schweigen. Verglichen mit unseren Gegnern kamen wir jedoch noch einmal glimpflich davon, rechnen Sie auf den Verlust von 150 Schlachtschiffen noch einmal knapp 50000 Mann an Besatzung und Offizieren und sie werden Verstehen, warum Sie kurze Zeit später zu Waffenstillstandsgesprächen bereit waren.“
Drake schaut auf seine Uhr. „Genug der alten Geschichten, wir haben darüber unser eigentliches Thema vergessen. Ich denke aber, dass Ihr für heute euren Wissensdurst gestillt haben dürftet, ansonsten könnt ihr gerne das „Handbuch“ mit in euer Quartier nehmen und noch ein wenig studieren.
Gorkev winkt mit beiden Händen ab. „Nein Admiral, für heute ist meine Neugier befriedigt und als „Gute-Nacht-Lektüre“ eignet sich dieser Wälzer auch nicht. Ich werde Morgen noch ein wenig hinein schauen und euch noch einige Fragen stellen.“
„Morgen ?“ Drake muss schmunzeln. „Morgen, verehrter Gorkev werden wir einen Ausflug unternehmen, der viele euerer Fragen beantwortet, also schlaft ein wenig – wir treffen uns morgen Früh um sieben in meinem Büro.
Gorkev verabschiedet sich und begibt sich in sein Quartier, zweifelnd überhaupt ein Auge schließen zu können, denn zu sehr beschäftigt Ihn der bevorstehende „Ausflug“.

(Fortsetzung folgt)

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20.05.2006 04:03
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IX


Wieder erwarten findet Gorkev doch schlaf und so ist er am nächsten morgen frisch und ausgeruht. Im Kasino nimmt er ein kleines Frühstück ein und begibt sich dann in das Arbeitszimmer Drakes. Die Sekretärin teilt Ihm jedoch mit, dass dieser noch einige Vorbereitungen zu treffen habe und ihn im Sektor D2 am Frachthangar des Stützpunktes treffen wird.
Verwundert schüttelt Gorkev den Kopf – Sein Vorgesetzter scheint neben Schlaflosigkeit auch an Hyperaktivität zu leiden. „Also auf nach oben!“ Denkt er sich und verlässt den Bunker.
Am Frachthangar herrscht rege Betriebsamkeit und man muss schon gewaltig auf der Hut sein, nicht von einem der Fracht- und Laderoboter erfasst zu werden.
Sektor D2 bildet jedoch die Ausnahme, da dieser bereich für Transportaktivitäten des Geheimdienstes und des Politbüros reserviert ist. Beide Organisationen sind innerhalb des Flottenpersonals nicht unbedingt beliebt und daher meiden die meisten einen Kontakt zu deren Mitarbeiten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auf dem Startfeld lediglich ein Großraumfrachter und ein kleiner Aufklärer stehen und das Areal ansonsten wie Ausgestorben wirkt.
Gorkev nähert sich den beiden Schiffen, in der Hoffnung Drake an, oder in einem der beiden zu treffen, jedoch scheint sich diese Hoffnung beim näher kommen zu zerschlagen.
Lediglich zwei Personen stehen in der nähe der Ladebucht des Frachters: Der eine ist ein junger Leutnant einer Aufklärungseinheit der offensichtlich gerade gelandet ist und der zweite Mann scheint nach seiner Uniform zu urteilen, einem Nachschubbattalion anzugehören. Dieser muss es offenbar beim beheben eines defektes der Frachtluke versäumt haben den Leutnant zu grüßen, was dieser nun zum Anlass nimmt den Rangniederen aufs schärfste zu Maßregeln.
Beim näher kommen kann Gorkev den letzten Teil, dieser für den Frachterpiloten äußerst unangenehmen Konversation mithören: „ Sie sollten etwas mehr Respekt vor Ranghören Dienstgraden zeigen, Genosse und da ihrem Vorgesetzten Offizier offensichtlich die Kompetenz fehlt ihnen diesen Respekt zu lehren, werde ich das wohl tun müssen – 50 Liegestütze – SOFORT !!“
„Was geht denn hier vor?“ will Gorkev wissen. Der Leutnant grüßt militärisch und erklärt:
„Dieser Bauer ließ mir gegenüber an Respekt mangeln und daher werde ich ihn nun zur Rechenschaft ziehen. Der beschuldigte, der Ihm bisher den Rücken zugekehrt hatte wendet sich um.
Um ein Haar hätte Gorkev laut auflachen müssen – ganz offenbar weiß der Leutnant nicht wen er da gerade zusammenfährt. Er beschließt das Spiel des „Piloten mitzuspielen, nimmt erneut Haltung an und Grüßt Vorschriftsmäßig: „Genosse Admiral – Kapitän Vasilij Gorkev meldet sich, wie befohlen zum Dienst!“
Die Arroganz im Gesicht des jungen Offiziers weicht blankem Entsetzen – Ganz offensichtlich freundet er sich gerade mit dem Gedanken an, seine Weitere Karriere auf einem Abraumfrachter zu verbringen. Er ist Kreidebleich und zu keiner Bewegung fähig – zu einem Kommentar schon gar nicht.
„Rühren Genosse“ Antwortet Drake und erwidert den Gruß Gorkevs „Ihr seid pünktlich wie ein Maurer, also lasst uns gleich Aufbrechen.“ An den Leutnant gewand fährt er fort: „Wir sind ein wenig in Eile, daher werde ich euch die 50 schuldig bleiben müssen, wenn ihr nichts dagegen habt, hole ich sie bei nächster Gelegenheit nach.“
Immer noch völlig Fassungslos starrt der junge Mann hinter den beiden her, und ist erst wieder zu einer Bewegung fähig als die Luke des Frachters geschlossen wird und die Triebwerke zünden.
„Das ist ein ernsthaftes Problem!“ Erklärt Drake „Wisst ihr wie lange ich keine Liegestütze mehr gemacht habe? Mehr als 25 sind mir in keinem Fall möglich. Schnallt euch an – wir sind bis an die Zulässige Maximalgrenze beladen, der Start könnte etwas „holprig“ ausfallen.

Leicht schlingernd hebt der Frachter vom Landeponton ab und beginnt seinen Steigflug.
„Nicht schlecht für den Admiral der Flotte.“ Lobt Gorkev „Ich habe das letzte mal vor 15 Jahren im Cockpit eines Frachters gesessen.“
„Ich auch, mein Freund!“ Erwidert Drake „Ich auch ….!“

(Fortsetzung folgt)

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21.05.2006 04:03
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X


Während der Frachter den Orbit verlässt und den Mond ansteuert, um das dort installierte Sprungtor zu benutzen, beginnt Drake mit der schon lange versprochenen Erklärung:
„Wir waren uns ja schon in dem Punkt einig, dass die Flotte einen neuen Schiffstyp benötigt.
Ich habe diesen Gedanken schon vor einigen Jahren aufgegriffen und im laufe der Zeit weitergesponnen. Was auch immer ich ersonn, irgendwo gab es immer einen Haken.
Ein größeres Schiff bedeutet auch zwangsläufig einen höheren Energieverbrauch- ergo einen größeren Reaktor was gleichzeitig auch wieder ein größeres Schiff bedeutet usw.
Dann das Problem mit der Feuerkraft: Ein so großes Schiff ist zwangsläufig träge und unbeweglich, somit anfällig für Angriffe mit schnellen, wenigen Schiffen. Also braucht man enorm viele Waffen, mit einer Feuerkraft, die es bisher noch nie gab – Was uns auch wieder zu dem Problem „Höherer Energieverbrauch“ zurückführt. Von den Schilden und deren Energiebedarf will ich gar nicht erst sprechen.
Vor etwa 5 Jahren schien dann zumindest das Problem der Waffenfrage gelöst, als man angeblich die Probleme mit gravitonenbasierten Waffen im Griff zu haben schien. Ein Trugschluss, wie sich später herausstellte, denn das einzige was die Forscher beim ersten Waffentest in Schutt und Asche legten, waren das Testlabor und das Vertrauen des Militärs.
Dann, vor etwa drei Jahren, während unserer Intervention im Pegasus - Sektor half uns der Zufall auf die Sprünge: Während wir die Blockade des Gegners durchbrachen, erfassten unsere Scanner ein verstecktes Labor, von dem unsere Geheimdienste offenbar nichts wussten. Ich entschloss mich einen Landetrupp in dieses Gebiet zu führen und als wir den Widerstand des Wachpersonals gebrochen hatten, fiel uns eine wahre Goldgrube an Informationen in die Hände.
Abgesehen von den Dokumenten und Unterlagen, die wir sichern konnten, waren überdies einige der Wissenschaftler bereit, für die Union zu Arbeiten, sollten wir für den Schutz ihrer Familien sorgen.
Wie gesagt: Es war eine wahre Goldgrube: Neben der technischen Optimierung von Fusionsreaktoren, waren sie auch weiter, was die Eindämmungsfelder der Gravitonenwaffe anging, bislang die Achillesverse in unseren Forschungsergebnissen.
Die Bunkeranlage unter dem heimischen Hangar bot geradezu ideale Bedingungen, und so schaffte ich die Wissenschaftler dorthin und rekrutierte auch diejenigen, die seinerzeit an unserem Gravitonenprojekt gearbeitet hatten. Da diese durch ihren Misserfolg bei Partei und Führung in Ungnade gefallen waren, bedurfte es keiner großen Überredungskunst sie zu überzeugen.
Die Ergebnisse, die dort unten erarbeitet wurden waren Revolutionär: Neben der ersten funktionstüchtigen Gravitonenwaffe gelang es uns Fusionsreaktoren im Exawatt-Bereich zu entwickeln, die Problemlos in einem Einfamilienhaus platz fanden, statt wie bei Anlagen dieser Leistungsklasse bisher üblich, die Fläche ganzer Stadteile zu füllen.
Wir „organisierten“ also einen ausgemusterten Zerstörer der „Wostow“ – Klasse, installierten die Prototypen des Reaktors und der Gravitonenwaffe und suchten uns ein abgelegenes System im Andari - Sektor um die Waffe zu testen. Eine Verlassene Raumbasis der Klasse 5 einer Imperialen Macht erschien uns das geeignete Testobjekt zu sein, denn schließlich benötigt man mindestens ein dutzend Zerstörer, um eine Basis dieser Klasse zu zerstören. Sollte uns das mit einem veralteten Schiff gelingen, könnte man den Waffentest als erfolgreich betrachten. Wir nahmen also die Schilde der Station wieder notdürftig in Betrieb, um ein halbwegs realistisches Szenario zu schaffen und flogen dann ein Standard-Angriffsmanöver.
In Waffenreichweite angekommen, feuerten wir den Gravitonenimpuls ab und waren schlagartig blind wie die Maulwürfe.“ Drake lachte und fuhr fort:
„Ein Effekt, der bei der Laborversion der Waffe, welche erheblich kleiner war, nicht aufgefallen war, stellte sich ein:
Ein massiver EM-Puls, der mit einem Schlag alle unsere Systeme deaktivierte.
Als wir die Systeme Notdürftig wieder hochgefahren hatten, konnten wir das Ergebnis unseres Tests begutachten: Die Station war durch den Impuls der Waffe in Milliarden Einzelteile zerrissen worden, ein Ergebnis, das wie gesagt normalerweise nur mehrere gut bewaffnete Zerstörer zustande bekommen, und auch die müssen mit Verlusten rechnen.
Dieses Problem stellte uns vor ein neues Dilemma: Das Nachrüsten dieser Waffe in bestehende Schiffstypen war unmöglich, wollte man nicht gleich mit dem ersten Schuss die eigene Flotte außer Gefecht setzen. Also hatten wir nun die Waffe und es blieb uns nur die Möglichkeit das passende Schiff dazu zu bauen.“
Während der Erläuterungen Drakes kommen Sie an dem Hyperraumsprungtor an und Drake sendete die Zielkoordinaten.
„So Kapitän – Nächstes Ziel: Der Andari – Sektor.“

(Fortsetzung folgt)

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22.05.2006 02:41
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„Rotes Banner“

XI


Gorkev ist kein Freund der Sprungtore, die dabei auftretenden Vibrationen machen ihn nervös. Er ist daher erleichtert, wieder einen dieser Sprünge hinter sich gebracht zu haben.
„Die nächsten Stunden werden etwas langweilig werden.“ Erklärt Drake. „Da wir unseren Prototypen schlecht vor den Augen des Flottenkommandos bauen können, haben wir uns einen etwas abgelegenen Werftplatz gewählt: Die Andari – Badlands.“
Ungläubig schaut Gorkev zu ihm herüber: „Die Badlands? Es ist ein Wunder, wenn bei den dortigen Gasnebeln, Asteroidenfeldern, und elektrischen Anomalien ein Shuttle unbeschadet hindurch gelangt, wie wollt ihr den Weg mit diesem Frachter bewältigen, geschweige denn mit einem Schiff von der Größe eines Zerstörers?“
Drake lächelt verschmitzt: „Seht ihr – genau aus diesem Grund habe ich die Badlands ausgewählt. Kein Kapitän der halbwegs bei Sinnen ist, käme auf die Idee, sein Schiff dort hinein zu steuern.“
Er Beobachtet die Navigationskonsole, gibt ein paar Korrekturdaten ein und fahrt fort: „Während des 80-Jährigen Krieges zwischen den Allianzen der Cosh und der Hirun, gelang es einem Kapitän der Hirun ein Muster in den Bewegungen der Asteroidenfelder zu entdecken. Seine Berechnungen ergaben, dass sich alle 82 Stunden eine Passage ins innere der Badlands öffnet, die Selbst für große Schiffe ausreichend Spielraum zum passieren lässt.
Die Gasnebel, mit ihren elektrischen Ladungen waren da wohl die größere Herausforderung, aber schließlich fand er einen Weg, und bekam auch dieses Problem in den Griff. Sein Bordingeneuer fand eine Möglichkeit die Entladungen dadurch zu kompensieren, dass er die Schildfrequenz so variierte, dass sie in der Lage waren die Gigantischen „Blitze“ einfach abzuleiten, ohne die Systeme des Schiffes zu beeinträchtigen.
Bei einem kleinen Grenzscharmützel mit den Hirun fielen uns die Modifikationen in die Hände – eine äußerst wertvolle Information wie sich später herausstellte.“
Drake stoppt das Schiff und lehnt sich entspannt im Sessel zurück: „Wie die meisten Entdeckungen, so hat auch diese einen Kleinen Schönheitsfehler: Die Passage ist mit einer Breite von etwa 200 km zwar recht großzügig bemessen, aber der Zeitfaktor ist etwas heimtückisch. Ausgehend von einem Startpunkt, den wir gerade erreicht haben, muss der Pilot ein genau errechnetes Flugmuster absolvieren, das heißt ein Bestimmter Kurs muss bei einer genau definierten Geschwindigkeit für eine bestimmte Zeit eingehalten werden. Die kleinste Abweichung bedeutet die sichere Kollision mit einem der rieseigen Fragmente.“
Gorkevs Gesichtsausdruck strahlt nicht gerade Freude über das gerade gehörte aus und Drake registriert dies sofort: „Keine Sorge Genosse, ich habe die Passage schon dutzende male durchquert und soweit ich mich erinnere, gab es dabei nie Probleme.
Allerdings hatte ich dabei noch nie das Steuer eines Frachters in den Händen.“ Er sieht zu seinem Co-Piloten hinüber, der ganz offenbar nicht besonders glücklich über diesen fehlgeschlagenen Beruhigungsversuch ist.
Auf der Konsole beginnt ein Lämpchen zu blinken. „Gut Kapitän, es geht los.“ Das Lämpchen wechselt seine Farbe von rot nach gelb und Drake zündet die Haupttriebwerke: „Ihr solltet euch besser anschnallen, die Passage lässt sich in einem Shuttle oder Jäger recht komfortabel meistern, doch auf den Luxus von Trägheitsdämpfern werden wir in dieser „Badewanne“ wohl verzichten müssen.“
Das Lämpchen hört auf zu blinken und leuchtet nun grün, gleichzeitig ertönt ein Signal und Drake fährt die Schubkraftregler schlagartig nach vorn. Offenbar nicht für derartige „Kavaliersstarts“ konstruiert, ächzt das Schiff in seinen Grundfesten.
Auf Drakes Gesicht erscheint wieder dieses heimtückische Lächeln. „Da ihr offenbar die Sprungtorpassagen nicht mögt, werdet ihr diese hier hassen!“
Der Frachter erreicht nach wenigen Sekunden die vorgegebene Geschwindigkeit und der Flug wird etwas ruhiger. Gerade entspannen sich Gorkevs Nerven ein wenig, als das Lämpchen wieder anfängt zu blinken. Drake sieht erneut zu seinem Nachbarn und hebt bedeutungsvoll die Augenbrauen, bevor das Blinken wieder aufhört, ein Signal ertönt und Drake das Steuer scharf nach backbord reißt.
„Ganz offensichtlich hat der Mann ein diebisches Vergnügen daran, seine Fluggäste zu quälen!“ denkt Gorkev, dem die wilde Jagd vorkommt, als dauere sie Stunden. Tatsächlich ist das Manöver bereits nach 20 Minuten beendet und das Schiff erreicht freien Raum im inneren der Badlands.
„Nun Kapitän – was sagt ihr zu unserem Prototypen?“ und deutet mit beiden Händen nach vorn. „Entweder bin ich blind, oder euer Prototyp versteckt sich hinter diesem kleinen Mond dort.“ Erwidert Gorkev. Drake lacht laut auf.
„Tja mein Freund, ihr versteht nicht ganz: der Mond IST der Prototyp!“ Mit offenem Mund starrt Gorkev erst auf den Admiral und dann auf den „Mond“.

(Fortsetzung folgt)

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23.05.2006 00:29
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„Rotes Banner“

XII


Drake genießt das Schauspiel, das ihm Gorkevs Mimik bietet – Etwas großes schien er erwartet zu haben, aber das was er vor sich sah, war das mit Abstand größte, jemals von Menschen erschaffene Schiff.
„Imposant, nicht war?“ Drake schien sich ebenfalls nicht an diesem Anblick Sattsehen zu können. „Als ich sie das erste Mal in voller Größe bewundern konnte, hat es auch mir den Atem verschlagen – Erlaubt mir, euch mit einigen Details zu langweilen:
Die Kugelform haben wir gewählt, da sie für ein Schiff dieses Volumens die Strukturell effizienteste Form ist. Ihr Durchmesser beträgt maximal 74.850 m, Die Primärwaffe erkennt ihr dort links: Die Vertiefung in der Bordwand ist der Deflektor des Gravitonenemitters. Als Sekundärbewaffnung stehen Neben 2.500 Klasse-9-Plasmageschützen noch 20.000 Ionengeschütze, 50.000 schwere Laser und 100.000 leichte Lasergeschütze zur Verfügung.
Zur passiven Verteidigung ist ein Klasse 12 Energieschild installiert, das kurzfristig einer Feuerkraft von 750 Exawatt standhalten kann – zum Vergleich: Eure „Dnjepr“ bringt es auf 500 Terawatt! Ihr könntet Stundenlang auf des Schiff feuern, ohne dass man dort drüben überhaupt Notiz von euch nähme. Sollten dennoch mal Schwierigkeiten auftauchen, verfügt die „Rotes Banner noch über die Möglichkeit, 15.000 schwere Jäger zur aktiven Verteidigung an Bord zu stationieren, um einem möglichen Gegner das leben noch etwas schwerer zu machen.“ Drake macht eine kurze Pause um Gorkev Zeit zu geben, das soeben Gehörte zu verdauen und fährt dann fort:
„Die Rumpfbesatzung des Schiffes sollte nicht unter 2500 Mann liegen – optimal sind etwa 5000. Im Falle der Intervention auf einem Nachbarplaneten können 250.000 Mann schwere Infanterie und 2500 Artelleriegeschütze oder gepanzerte Fahrzeuge stationiert werden – mit der Unterstützung des Mutterschiffes und der Jäger ist das schon eine Armee, mit der man einen kleinen Planeten besetzen könnte.
Langsam gleitet das Frachtschiff der beiden auf das Ungetüm zu, das beim Näher kommen immer bedrohlicher zu werden scheint. Vor einem riesigen Hangartor angekommen, erscheint die „Rotes Banner“ nur noch wie eine gigantische Wand, vor der Sie auf Einlass warten.
Das Tor öffnet sich und gibt den Blick auf einen riesigen Hangar frei, der offenbar ausreichend Platz für mehrere Schlachtschiff bietet. Auf einem automatischen Leitstrahl wird der Frachter an einen, für Ihn reservierten Platz manövriert und landet sanft. Der Druckausgleich dauert trotz der Größe der Halle nur wenige Augenblicke, und die beiden Verlassen den Frachter. Ein Offizier im Range eines Kapitänleutnants begrüßt die beiden und Drake erwidert den Gruß: „Darf ich die Herren bekannt machen: Kapitänleutnant Zerbov – Kapitän Gorkev. “An Zerbov gewand fährt er fort: „Ärgern sie den Kapitän nicht allzu sehr – wenn er seine Sprache wieder gefunden hat, wird er wohl ihr nächster Kapitän werden.“ Zerbov reicht Gorkev die Hand: „Es wird mir eine Ehre sein, unter ihnen dienen zu dürfen, Kapitän!“ Gorkev erwidert den Händedruck des jungen Offiziers und entdeckt seinen Wortschatz wieder: „Die Ehre ist ganz auf meiner Seite, jedoch hatte ich bisher nicht das Privileg einen „Mond“ zu kommandieren!“ Die Männer verlassen den Hangar und begeben sich ins innere des riesigen Schiffes.
„Da die „Rotes Banner“ die Dimensionen eines normalen Schiffes bei weiten übertrifft, wurde bei ihrer Konstruktion darauf geachtet, die Wege möglichst kurz zu halten.“ Erläutert Drake „Trotzdem lässt es sich gelegentlich nicht vermeiden, dass man vom einen Ende zum Anderen gelangen muss. Standarttransportmittel hätten hier eine Unmenge an Platz benötigt, und so haben wir uns erlaubt die Sprungtortechnologie ein wenig zu modifizieren.“ Sie betreten einen Raum, in dessen Mitte etwas steht, das aussieht wie ein Metalldetektor, jedoch erheblich größer ist. „Da wir bei weitem nicht die Entfernungen zurücklegen und die Gewaltigen Massen bewegen müssen, wie dies bei den Hyperraumsprungtoren auf unseren Monden der Fall ist, entfällt die Wartezeit zwischen den Sprüngen und die Tore sind jederzeit Einsatzbereit.
Die Zielanwahl funktioniert sowohl manuell über dieses Interface.“ Erklärt Drake, während er auf eine Tafel deutet, die den Grundriss des Schiffes darstellt. „Ich bevorzuge jedoch die Spracheingabe, zumindest seit die Bordtechniker die „Kinderkrankheiten“ behoben haben.“ „Was für Kinderkrankheiten?“ Will Gorkev wissen „Na Ja“ Erwidert Zerbov anfänglich gab es Probleme bei der Spracherkennung und der Transport war ehr ein Glücksspiel. Wenn man zum Beispiel den Maschinenraum anwählte, war es durchaus nicht ungewöhnlich, sich im Kasino wieder zu finden.“ „Kommandobrücke“ befiehlt Drake indessen und im inneren des „Metalldetektors“ flammt ein bläuliches Licht auf.
„Nach ihnen“ fordert Drake auf. „Wir sehen uns auf der Brücke.“

(Fortsetzung folgt)

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24.05.2006 17:00
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XIII


„Schon wieder Sprungtore!“ murmelt Gorkev „Kleiner, aber immerhin Sprungtore“ er betritt das Portal und verschwindet in einem blauen Lichtblitz.

Die Brücke der „Rotes Banner“ entspricht den Dimensionen des Schiffes: Ein runder Raum, oder besser ein runder Saal, auf denen die Offiziere und Techniker auf 3 Ebenen wie ein Uhrwerk zusammen Arbeiten. Beherrscht wird die Brücke durch ein riesiges Hologramm in der Mitte, das 3.Dimensional die Umgebung des Schiffes darstellt.
Von der zweiten Ebene ragt eine „Brücke“ in den Raum hinein, an deren Ende ein großer „Sessel“ steht dessen breite Lehnen mit einer Unmenge Kontrollpaneels, Tastern und kleinen Monitoren bestückt sind.
Drake bemerkt das Interesse Gorkevs an diesem „Sitzmöbel“: „Wie Ihr unschwer erkannt habt, ist dies dort euer neuer Arbeitsplatz – Kommt ich werde euch eine erste, wenn auch nur grobe Einweisung geben.“ Über einen kleinen Lift erreichen sie die zweite ebene und Drake bedeutet Gorkev Platz zu nehmen. Entgegen seines Aussehens ist der „Sessel“ nicht wirklich bequem, ehr das Gegenteil ist der Fall.
„Die Anzeigen unterteilen sich in vier Hauptgruppen.“ Erklärt Drake. „1. „Waffenkontrolle“ mit den Anzeigen für den Waffenstatus und der manuellen Zielanwahl. 2. „Technik“ – hier findet Ihr unter anderem den Energiestatus des Schiffes und dem Status der wichtigsten Bordsysteme. 3. „Taktik“ – dürfte wohl selbsterklärend sein. Und 4. Die „Kommandokonsole“ – Einige Befehle und Anweisungen können nur von einer dieser Kommandokonsolen erteilt werden: Schiffsweit existieren davon fünf inklusive dieser hier.
Solltet ihr zum Beispiel einmal das Bedürfnis haben, das Schiff zu zerstören, müsst Ihr einen dieser Terminals aufsuchen, von denen sich einer in eurem Quartier befindet. Ihr braucht euch in diesem Fall nicht die Mühe machen zu Überleben, da ich euch dann nämlich höchstpersönlich den Gar ausmache.“ „Drake grinst“ „Ihr werdet später Gelegenheit finden euch mit den Kontrollen vertraut zu machen, vorerst möchte ich euch eine Besichtigung des Schiffes nahe legen.“ Zerbov verabschiedet sich, da er noch die abschließenden Tests vorbereiten müsse, während Drake und Gorkev ihren Rundgang beginnen. „Wie ich bereits erwähnt habe, sind wir in der Lage, erheblich verkleinerte Fusionsreaktoren zu verwenden, ohne einen Leistungsverlust zu haben.“ Erklärt Drake.
Daher befinden sich an Bord nicht nur 1 oder 2 Hauptreaktoren und 1 bis 2 Reservesysteme. Sondern 250 völlig autonom arbeitende Reaktoren. Hinzu kommen 120 Reaktoren die Hauptsächlich die Waffenenergie bereitstellen, 70 Reaktoren für die Sekundärsysteme des Schiffes, 30 für die Primärsysteme und 50 Hilfsreaktoren, um entweder ausgefallne Anlagen zu kompensieren, oder den Energieausstoß kurzfristig steigern zu können. Diese dezentrale Energieversorgung versetzt das Schiff in die Lage selbst bei Ausfall von 70% der Systeme und Energiezellen, durch Feindeinwirkung noch 75% seiner Feuerkraft zu entfalten.“ Sie erreichen einen Raum, der durch eine rote Tür auffällt und betreten ihn. Der Raum mit einer Fläche von etwa 100 qm wird fast vollständig durch einen dunkelgrauen Block ausgefüllt, lediglich an der Wand neben der Tür sind einige Kontrolltafeln installiert.
„Das hier ist einer der Reaktoren“ erklärt Drake „Eine weitere Neuerung stellt die aktive Rumpfpanzerung dar: Die Oberfläche der Bordwand ist mit einer keramischen Beschichtung versehen, die in der Lage ist zwischen 30 und 70% der auftreffenden Energie zu absorbieren, und den Schiffssystemen zur Verfügung zu stellen. Anders ausgedrückt: Je mehr der Gegner auf den Rumpf feuert, umso heftiger können wir zurückfeuern. Optimal ist der Beschuss mit Ionenwaffen – hier lassen sich 70% der Energie absorbieren, wohingegen Plasmawaffen mit 30% Absorptionsrate am schlechtesten abschneiden. Am meisten Schaden verursachen herkömmliche Raketen, da Sie rein mechanischen Schaden verursachen, aber sofern eine Dieser Dinger dem Schiff zu nahe kommt, wird sie automatisch durch mehrere Laserbatterien erfasst und unter Feuer genommen. Die Schildstärke werden wir wohl in nächster Zeit nicht Realitätsnah testen können, aber für morgen ist ein abschließender Waffentest geplant, es würde mich freuen, wenn Sie dem Beiwohnen würden.“ Gorkev nickt zustimmend und die beiden verabschieden sich bis zum nächsten Tag.

(Fortsetzung folgt)

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24.05.2006 22:35
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„Rotes Banner“

XIV


Gorkev ist früh wieder auf den Beinen – nach der Lektüre des technischen „Handbuches“ des Kommandeursstandes, wie sich der „Sessel“ auf der Brücke nennt, bis früh in die Morgenstunden, war es ihm schwer gefallen Schlaf zu finden, da das ganze Schiff von den fortwährenden Restarbeiten vibriert, die offenbar rund um die Uhr andauern.
Auf der Brücke trifft er Drake, der bei den letzten Vorbereitungen zum Jungfernflug der „Rotes Banner“ selbst mit Hand anlegt und offensichtlich mit dem Kalibrieren der Zielerfassung beschäftigt ist. „Guten Morgen Admiral.“ Begrüßt er Drake. „Ist zur Frühwache immer so ein Betrieb auf der Brücke, oder ist heute eine Ausnahme?“ Drake winkt mit einem Schraubendreher, ohne sich umzusehen und erklärt: „Das gängige Wachsystem gibt es auf diesem Schiff nicht, neben dem Kapitän, teilen sich vier Offiziere im Rang eines Kapitänleutnants die Posten als erster, zweiter, dritter und vierter Wachoffizier, die nach je einer Sechsstundenschicht wechseln.“ Er dreht sich um und grinst: „Einzig der Kommandierende Offizier kann sich seine Schichten selbst aussuchen – Das Recht des Kapitäns eben.“ Er wendet sich wieder seiner Arbeit zu. „Nehmt doch schon mal platz in der „Lounge“ – wir sind in wenigen Minuten Startbereit.“ Er deutet auf einen Bereich in der dritten Ebene der Brücke, wo etwa ein dutzend Sessel für Beobachter oder Gäste montiert sind und schließt die Konsole, an der er gearbeitet hat. „So – erledigt: 92% Effizienz sind für ein Zielerfassungssystem selbst unter Manöverbedingungen nicht akzeptabel – mal sehen, ab gute, altmodische „Handarbeit“, basierend auf Erfahrung und Fingerspitzengefühl das nicht übertreffen kann.“ Er zwinkert Gorkev zu und wendet sich dann nach oben: „Waffentechnik: Starten Sie den Simulationslauf!“ Das Hologramm in der Mitte der Brücke, welches wohl eine Außenansicht des Schiffes gezeigt hatte, wechselt in den Gefechtsmodus und zeigt die Region des Alls, in der mit Feindkontakt zu rechnen ist. An den rändern sieht man Einblendungen zum Waffenstatus und der Schildstärke. „Simulation läuft!“ Tönt es von oben.“ In dem 3-D-Modell Taucht ein simulierter Gegner auf: Ein Zerstörer der Potemkin-Klasse. „Waffentechnik erbittet Anweisung“ hört man wieder von oben „Schilde aktivieren, vordere Waffenphalanxen auf Ziel aufschalten – NICHT feuern!“ lautet das Kommando Drakes. „Taktische Abteilung meldet: Ziel etabliert Schilde – massiver Energieanstieg in den Waffensystemen – Ziel wechselt Kurs – Ziel geht auf Abfangkurs – Waffenreichweite für Primärwaffe 45 Sekunden, Reichweite für Sekundärwaffen 1:40 !“ Wird aus einer anderen Abteilung gemeldet. „Sekundärwaffen bereit machen – Zielerfassung auf Energiesystem des Zieles aufschalten!“ Erwidert Drake „Ziel in Reichweite für Primärwaffe – Reichweite für Sekundärwaffe in 50 Sekunden – 40 Sekunden – 30 – 20 – 10 – Ziel feuert Bugwaffen!“ Im Hologramm sieht man mehrer Lichtblitze aufzucken und die Anzeigen für die Schildintegrität der „Rotes Banner“ zucken leicht nach unten, um sich kurz darauf wieder auf altem Niveau einzupendeln. „Feuer erwidern – Drei Feuerstöße nach Zielauffassung!“ Kommandiert Drake. Wieder zucken Lichtblitze durch das Modell und die Meldung ertönt: „Schilde des Zieles ausgefallen – Waffensysteme deaktiviert – Antrieb inaktiv – Ziel treibt und ist Manövrierunfähig!“ Drake lächelt „Gute Arbeit Genossen – Simulation beenden – Werte der Simulation darstellen!“
Das Hologramm wechselt wieder auf die Außenansicht des Schiffes und gleichzeitig tauchen Beschriftungen für Schadensmeldungen an den einzelnen Sektionen auf. Drake scheint zufrieden zu sein, denn über sein Gesicht huscht ein fröhliches lächeln: Die Anzeige der Schadenswerte zeigt für alle Systeme „0“ und Die Einsatzbereitschaft steht auf „100%“. Drake deutet auf den Wert für die Zielerfassung. „98,7% - Seht ihr Kapitän, lasst niemals einen Computer eine Arbeit erledigen, die ein Mensch deutlich besser erledigen könnte!“ Drake wendet sich an den wachhabenden Offizier: „W.O. – lassen Sie die zweite Wachschicht aufziehen – Taktische Abteilung: Berechnen Sie ein Zeitfenster zum verlassen der Badlands; Und Waffentechnik: Das rote Blinklicht stört etwas – Die Simulation ist beendet, das bedeutet, dass auch SIE den Alarmzustand beenden dürfen!“ Drake wendet sich wieder Gorkev zu: „So – Genosse! Es wird ernst: Der Erste Waffentest unter Realitätsnahen Bedingungen steht an. Lehnen wir uns also zurück und lassen Sie uns die Show genießen!“ er macht es sich im Beobachtersessel neben Gorkev bequem und streckt entspannt und mit zufriedener Mine die Beine aus.

(Fortsetzung folgt)

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25.05.2006 04:48
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„Rotes Banner“

XV


Der Rückflug zur Passage hinaus aus den Badlands gestaltet sich zur Freude Gorkevs deutlich komfortabler, als der Hinflug – Sowohl die automatische Lagekontrolle, als auch die Trägheitsdämpfer lassen die Besatzung an Bord der „Rotes Banner“ die abrupten Kurswechsel kaum wahrnehmen. Gorkev und Drake genießen einen Kaffee und Gorkev kann seine Neugier nicht länger im Zaum halten: „Nun Admiral das Schiff ist beeindruckend, aber mit welchem „Testziel“ wollt ihr eine derart gewaltige Feuerkraft auf die Probe stellen? Ihr habt doch nicht vor einem benachbarten Reich mal eben einen kleinen „Privatkrieg“ zu liefern? Drake schmunzelt „Nein Kapitän, aber ich möchte euch die Überraschung nicht verderben, doch soviel sei Gesagt: Wenn die „Beseitigung“ des Zieles gelingt, wäre dies ein Novum in der modernen Kampftechnik. Keine Sorge: Es wird nur eine kurze Reise werden.“
Drake nutzt die Zeit um Gorkev einige Brückenoffiziere vorzustellen und die Funktionsweise der einzelnen Abteilungen und deren Konsolen zu erklären und tatsächlich, Nach nur drei Stunden Flug scheinen Sie ihr Ziel erreicht zu haben. „Es ist soweit!“ Erklärt Drake und tatsächlich verliert das Schiff kaum merklich an Fahrt. „Dort ist unser Ziel: Debriel III, oder Besser dessen Mond.“ „Aber Admiral, die Kolonie wurde bereits vor Jahrzehnten aufgegeben – wollt ihr Ruinen zerstören? Und meines Wissens wurde auf dem Mond nie eine Basis oder ein anderes Gebäude errichtet!“ „Ganz richtig.“ Erwidert Drake und wendet sich wieder in Richtung Brücke: „Taktische Abteilung: Kurs 015 und 120 zu 722! – Waffentechnik: Bereitmachen zum Einsatz der Primärwaffe!“ Er wendet sich wieder Gorkev zu: „Ihr missversteht mich schon wieder: Das Ziel ist kein Gebäude auf dem Mond – Es ist der Mond selbst!“ Wieder hat Drake Gelegenheit sich am verblüfften Gesichtsausdruck Gorkevs zu erfreuen. „Ihr Wollt einen MOND zerstören? Das ist völlig undenkbar – Nicht einmal ein Gravitonenimpuls kann annähernd stark genug sein um ein Objekt dieser Größe zu zerreißen!“ „Ahh – Ein Experte!“ lästert Drake und lacht. „Habt Ihrs schon einmal probiert?“
Verblüfft muss Gorkev verneinen. „Seht Ihr Kapitän – Wir werden es in wenigen Augenblicken ausprobieren. Stellt euch das Entsetzen eine Feindes vor, wenn wir Ihm seinen Mond mit Sprungtor und der Sensorenphalanx vernichten – Er wäre nicht nur Blind, sondern auch von jedem Entsatz abgeschnitten, es würde Wochen dauern, bis Verstärkung auf konventionellem Wege heran geschafft wäre und bis dahin hätten wir seine Stellungen längst überrannt.“ „Vorgegebene Position erreicht!“ wird aus der taktischen Abteilung gemeldet. „Gut – Waffendeck: Wie lange bis zur Feuerbereitschaft der Primärwaffe?“ Ruft Drake „20 Sekunden bis Sollwert!“ lautet unverzüglich die Antwort.
„Nun, Genossen werden wir Geschichte schreiben: Niemals zuvor erschuf ein Mensch eine Waffe wie diese, versehen mit der Zerstörungskraft ganze Kontinente zu verwüsten, Milliarden von Leben in Sekundenschnelle auszulöschen und ganze Flotten zu vernichten. Hoffen wir, dass die Geschichte uns Recht geben wird, und die Mächtigen die Weisheit haben, diese Waffe umsichtig einzusetzen. Waffentechnik: Zielerfassung auf den Kern des Mondes aufschalten.“ „Zielerfassung aufgeschaltet – Primärwaffe Feuerbereit!“ wird gemeldet. Drake wendet sich wieder an Gorkev: „Jahrelang habe ich auf diesen Augenblick hingearbeitet und habe nun dennoch leise Zweifel, das richtige zu tun.“ „Primärwaffe Feuerbereit, Admiral“ wird erneut gemeldet. „Der Rubikon ist überschritten!“ murmelt Drake mehr zu sich selbst und befiehlt dann: „Einsatz der Primärwaffe nach Zielerfassung!“
Gorkev hatte erwartet einen grellen Lichtblitz, einen gigantischen Feuerstrahl, oder eine riesige elektrische Entladung auf den Mond zurasen zu sehen, doch wurde er enttäuscht. Ein unscheinbarer Strahl entweicht dem riesigen Deflektor – vergleichbar mit den geologischen Lasern zum Sondieren von Gesteinsformationen auf der Suche nach Ressourcen. Die Wirkung des Strahles ist indes ungleich Spektakulärer: Der Mond scheint in Schwingung zu geraten und wird schließlich in Milliarden Trümmer zerrissen. Die Druckwelle der Detonation erfasst die „Rotes Banner“ und trotz ihrer Größe vibriert das ganze Schiff. Hunderte von Trümmern schlagen auf den Schilden auf und die Skala für den Schildstatus sinkt rapide ab.
„Zusatzenergie für die Schilde bereitstellen – Lasergeschütze auf Defensivfeuer schalten“ brüllt Drake in den Raum. Augenblicklich beginnen die Lasergeschütze das Feuer auf die Anfliegen Trümmerteile zu eröffnen und die Einschläge lassen merklich nach. „Das hätte durchaus auch schief gehen können.“ Stellt Drake fest „Ein unberücksichtigter Nebeneffekt – zum Standardrepertoir sollten wir solche Mondzerstörungen nicht machen.“

(Fortsetzung folgt)

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26.05.2006 16:33
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„Rotes Banner“

XVI


„Schadensmeldungen vorhanden?“ Ruft er fragend in den Raum - Augenblicklich erscheint die übersicht des Schiffes im Holodisplay – ganz offensichtlich ist man mit einem blauen Auge davon gekommen. Die nächste Hiobsbotschaft lässt nicht lange warten: „Flottenkontakt achteraus!“ meldet der taktische Offizier „Offenbar hat unser Experiment Aufmerksamkeit erregt!“ Drake hebt die Augenbrauen „Flottenkontakt? Hier? Wie Stark und welche Signatur?“ „250 Schiffe – Signatur wird nicht gesendet – Offenbar eine Angriffswelle“ lautet die Antwort der taktischen Abteilung. „Eine Angriffswelle?“ Drake stutzt „Die einzig bewohnte Kolonie ist Atreus IV – Wer sollte eine Kolonie der Union, noch dazu eine solch unbedeutende, angreifen wollen und einen militärischen Konflikt riskieren? Taktik – gehen Sie auf Gegenkurs, sehen wir mal, ob sie uns mit ihren Scannern erfassen können.“ Drake begutachtet die Sensordaten. „Hmm – 50 Zerstörer, 100 Schlachtschiffe und 100 Kreuzer – da will jemand recht genau Maßnehmen.“ „Admiral!“ meldet sich die Taktik „Feindflotte korrigiert den Kurs und folgt uns.“ „Gut – dann wird dieser Waffentest eben etwas Realitätsnäher als geplant ausfallen“ erwidert Drake „Waffenkontrolle: Gefechtsbereitschaft herstellen – ALLE Waffensysteme in Bereitschaft bringen – Taktik: Voller Stopp – wenden Sie das Schiff.“ Gorkev wendet sich an Drake: „Ihr wollt den Gegner stellen? Mit nur einem Schiff – Überschätzt ihr das Potenzial der „Rotes Banner“ da nicht etwas?“ Mit ernster Mine wendet sich Drake an Gorkev: „Ich werde unter keinen Umständen eine Kolonie der Union der Vernichtung durch einen imperialistischen Feind preisgeben. Es ist unsere Pflicht die Bewohner der Kolonie vor dem unausweichlichen Tod zu schützen – Dazu wurden wir ausgebildet und diese Aufgabe werde ich mit allen Mitteln erfüllen! Taktik – Wie lange bis Reichweite für Primärwaffe?“ „90 Sekunden, Admiral!“ lautet die Antwort „Waffentechnik wie lange ist die Ladezeit der Primärwaffe bei voller Energie?“ Auch hier folgt die Antwort sofort: „150 Sekunden, Admiral!“ Das heißt wir haben nur einen Schuss mit der Primärwaffe – wir müssen uns einen taktischen Vorteil verschaffen. Waffentechnik: Wie lange kann der Gravitonenimpuls aufrechterhalten werden?“ „10 Sekunden, maximal 12, Admiral“ „Gut – Zielerfassung auf das Führungsschiff aufschalten, Feuer auf meinen befehl eröffnen!“ Wieder wendet sich Gorkev an seinen Vorgesetzten: „Was habt ihr vor Admiral? Allein mit der Primärwaffe werden wir den Gegner nicht aufhalten können!“ „Nein, da habt ihr recht, aber so ein Zerstörer hat eine wesentlich geringe Masse als ein Mond, mit etwas Glück „durchschlägt“ der Impuls die gegnerischen Schiffe und wir können eine gewaltige Schneise der Verwüstung in ihre Reihen schlagen.“ „Das wird nicht reichen, Admiral: selbst, wenn wir ein drittel ihrer Schiffe Kampfunfähig machen könnten, wäre ihre Übermacht immer noch erdrückend!“ Ein lächeln kehrt auf Drakes Gesicht zurück: „Ihr solltet nicht alles so schwarz sehen, Kapitän – habt etwas Vertrauen!“ „Reichweite für Primärwaffe in 30 Sekunden!“ meldet die Waffentechnik „Taktik: bereiten Sie sich darauf vor das Schiff um 180° zu wenden und zu beschleunigen!“ befiehlt Drake. Gorkev ist sich völlig im Unklaren, was sein Vorgesetzter im Sinn hat, aber da sich dessen Ruhe und Souveränität auch auf die anderen Brückenoffiziere auswirkt, beschließt er seine Einwände zurück zu halten.
„Primärwaffe Einsatzbereit – Feuerreichweite in 10 Sekunden – 5 Sekunden – 4 – 3 – 2 – 1 – Feuerreichweite erreicht, Admiral!“ Wird gemeldet. "Primärwaffe feuern!“ Kommandiert Drake.
Erneut schießt der unscheinbare Strahl aus dem Deflektor des Schiffes und übertrifft die Erwartungen der Beobachter bei weitem:
Der Impuls trifft auf die Schilde des ersten Zerstörers, diese, nicht dafür ausgelegt eine derart große Energie aufzunehmen, brechen augenblicklich zusammen. Nur Sekundenbruchteile später durchschlägt der Gravitonenimpuls die vordere Bugpanzerung des Zerstörers und hinterlässt ein einen Einschlag von fast 15m Durchmesser. Es dauert wiederum nur Sekundenbruchteile, bis er den Reaktorkern des Schiffes erreicht, ihn durchschlägt und seinen Weg der Zerstörung in Richtung des Schiffshecks fortsetzt.
Wahrend der Strahl sein Todbringendes Werk bereits am Nachfolgenden Schiff beginnt, wird der Zerstörer durch die Detonation des eigenen Reaktors zerrissen. Seine Trümmer durchschlagen die Rumpfpanzerung nahe gelegner Schiffe und das brennende Heck kracht frontal in eines der Nachfolgenden Schlachtschiffe. „Schneise der Verwüstung“ hatte Drake es genannt, und das trifft es ziemlich genau! „Schiff wenden – AK voraus!“ befiehlt er

(Fortsetzung folgt)

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27.05.2006 04:33
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„Rotes Banner“

XVII


Die „Rotes Banner“ wendet sich vom Gegner ab und beschleunigt zügig. Den ersten Augenblick der Fassungslosigkeit und Überraschung überwunden, setzen die verbliebenen Verfolger ihre Jagd fort und holen langsam, aber kontinuierlich auf. „Waffentechnik: Wie lange dauert es bei der gegenwärtigen Geschwindigkeit, bis der Gegner in Reichweite für die Sekundärwaffen ist?“ will Drake wissen „Sechs Minuten, Admiral.“ Wird ihm geantwortet. Drake überlegt kurz und wendet sich dann erneut an die Waffentechnik: „ Besteht die Möglichkeit, die Fokussierung der Trägerwelle zu ändern? Ich meine: lässt sich der Gravitonenimpuls auf, sagen wir 2° Streuung einstellen?“ „Das ist machbar, Admiral!“ lautet die Antwort. „Gut, dann machen sie sich an die Arbeit – Sie haben 5 Minuten!“ Gorkev wendet sich an Drake und will wissen was er vorhat. „Nun – der Überraschungseffekt mit dem Gravitonenimpuls ist dahin.“ Antwortet er und deutet auf die Anzeige der Verfolger. Diese haben ihre Kolonne aufgelöst, und verfolgen die „Rotes Banner“ in einem breiten Fächer. „Wir werden ihnen also etwas Neues bieten müssen und das tue ich soeben.“ Drake wendet sich erneut an die Waffentechnik: „Erfassen Sie das nächstgelegene Feindziel und eröffnen Sie das Feuer mit den Achtergeschützen.“ „Ich weise den Admiral darauf hin, dass der Gegner noch nicht in Waffenreichweite ist!“ Erklärt der Waffenoffizier. „Ich wäre ihnen dennoch sehr zu Dank verpflichtet, wenn sie den Befehl ausführen würden!“ Erwidert Drake schmunzelnd und der Junge Offizier eröffnet das Feuer auf die Verfolger. Das unerwartete geschieht: Durch mehrere direkte Treffer schwer beschädigt, Explodiert das Schiff vor den Augen des verblüfften Waffenoffiziers. Augenblicklich eröffnen auch die Verfolger das Feuer, jedoch ohne die „Rotes Banner erreichen zu können. „Ein alter Trick, mein junger Freund.“ Erklärt Drake lächelnd „Der Gegner ist Augenscheinlich nicht in Waffenreichweite und die Distanz zwischen Verfolger und Verfolgtem verringert sich nur unwesentlich. Die eigentliche Distanz ist aber zweitrangig, da der Verfolger den Abstand zu dem Punkt verringert, an dem Der Schuss abgefeuert wurde. Einfach erklärt: Wenn wir feuern, „fahren“ sie direkt auf unseren Feuerstoß zu, anders herum fliehen wir vor ihrem Geschützfeuer, und sind somit nicht zu treffen. Machen Sie ein Weilchen mit dem „Tontaubenschiessen“ weiter, bis ihr Kollege die Modifikationen am Gravitonenimpuls beendet hat – das sollte den Feind etwas auf Distanz halten.“
Wenige Minuten später meldet die Waffentechnik den Vollzug der Modifikationen am Gravitonenemitter und Drake befiehlt der Taktischen Abteilung: „auf meinen Befehl deaktivieren Sie den Antrieb – KEINE Bremstriebwerke zünden! Dann leiten Sie eine Drehung des Schiffes mit Hilfe der Andocktriebwerke ein.“ Der Offizier scheint etwas verwirrt und Antwortet: „ich verstehe nicht, Admiral – ich soll den Antrieb deaktivieren, aber nicht stoppen?“ „Ganz genau, Genosse – Was glauben sie was passiert, wenn wir in diesem Augenblick stoppen? Etwas Besseres könnte unseren Verfolgern gar nicht passieren.“ „Ich kann ihnen trotzdem nicht ganz folgen, Admiral.“ „Elementare Physik.“ Erklärt Drake „Ein Körper verharrt in seinem Zustand der Ruhe oder der gleichförmigen geradlinigen Bewegung, solange die Summe aller auf ihn einwirkenden Kräfte Null ist. Wir befinden uns, wie sie eventuell bemerkt haben, im freien Raum, wodurch keinerlei Reibung unseren „Flug“ bremst, also werden wir unsere Geschwindigkeit beibehalten, bis wir auf ein Hindernis treffen, oder die Bremstriebwerke zünden. Waffentechnik: bereitmachen zum Abfeuern der Primärwaffe – Taktik: Antrieb deaktivieren und Drehung des Schiffes einleiten – lassen sie uns unseren Freunden ein Grandioses Feuerwerk liefern!“

(Fortsetzung folgt)

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27.05.2006 20:52
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„Rotes Banner“

XVIII


Der Hauptantrieb der „Rotes Banner“ wird deaktiviert, gleichzeitig zünden einige Andocktriebwerke und das riesige Schiff beginnt sich langsam um die eigene Achse zu drehen. „Rotationsgeschwindigkeit erhöhen, Admiral?“ kommt die Frage aus der taktischen Abteilung. „Nein – beibehalten. Waffentechnik: Bereitmachen zum Einsatz der Primärwaffe! Technik: Fahren sie die Hilfsreaktoren an und stellen sie zusätzliche Energie für die Sekundärwaffen bereit!“
Gorkev beginnt zu ahnen, was Drake vorhat – Ein schmunzeln, wie das des Admirals macht huscht über sein Gesicht. „Feuer frei für Primarwaffe!“ ruft Drake in den Raum. Augenblicklich flammt der der Gravitonenimpuls auf, diesmal jedoch breiter Gefächert als üblich. Er erfasst das erste Schiff auf der Flanke der Verfolger, hat jedoch durch die Streuung deutlich an Kraft verloren, ist aber immer noch Stark genug um die Schildgeneratoren des Zieles zu überlasten und zu deaktivieren, Geschütztürme zu zerreißen und kleinere Deckaufbauten zu zerstören. Durch die Drehung der „Rotes Banner“ wandert er, sein zerstörerisches Werk fortsetzend von der rechten Flanke der Verfolger bis zur linken und erfasst dabei nahezu alle Schiffe. „Primärwaffe deaktivieren – Zusatzenergie für Sekundärwaffen bereitstellen – Antrieb AK voraus!“ Befiehlt Drake „Waffentechnik – freies Feuer für alle verfügbaren Geschütze!“
Fast ruckartig bremst die „Rotes Banner“ und nimmt dann Fahrt in Richtung der gegnerischen Flotte auf. Sekunden später eröffnen Tausende von Geschützen, vom leichten Laser bis hin zu den todbringenden Plasmawerfern das Feuer auf den Gegner. Wie aus einer antiken Discokugel entlädt sich ein gigantisches Feuerwerk auf die Imperialistische Flotte, die ihrerseits das Feuer auf das riesige, todbringende Ungetüm eröffnet, ohne jedoch dessen Schilde entscheidend schwächen zu können. Langsam gleitet die „Rotes Banner“ unter der Flotte hindurch, ohne dabei des Feuer zu verringern. Die Oberfläche des Schiffes, übersät mit abertausenden Geschützen, scheint durch das eigene Geschützfeuer zu funkeln wie eine Wunderkerze.
Die Wirkung des direkten Beschusses auf die Flotte ist verheerend: Lediglich einem halben dutzend Kreuzern gelingt es auf Grund ihrer Geschwindigkeit dem Sperrfeuer zu entgehen und einen Fluchtkurs einzuschlagen. „Abfangkurs errechnen?“ kommt die Frage aus der Taktik. „Nein“ Drake schüttelt den Kopf. „Die Horrorgeschichten, die diese Überlebenden erzählen werden, dürften im Lager unseres Klassenfeindes mehr Entsetzen hervorrufen, als dies das spurlose Verschwinden ihrer Flotte tun würde. Schadensmeldungen?“ Schilde bei 62%, und steigend – Waffenstatus 98%: Ein paar leichte Laser haben sich wegen Überhitzung deaktiviert – Im großen und ganzen keine Schäden, die nicht mit einem Eimer Farbe zu beheben wären!“ lautet die fast Übermütige Antwort aus der taktischen Abteilung. „Nun, wie es aussieht haben Schiff und Besatzung ihre Feuertaufe mit Bravour bestanden – Genossen: sie können stolz auf sich und ihre Leistung sein.“ Drake tritt an das Geländer vor dem Kommandositz heran. „Männer – ich danke euch – das war ganz ausgezeichnete Arbeit!“

Der Wachoffizier der zweiten Schicht ergreift als erster die Initiative: Er tritt einen Schritt von seiner Konsole weg, nimmt das Barett ab und beginnt die Hymne der Union zu singen. Nur Sekunden später stimmt die gesamte Brückenmannschaft ein. Drake blickt sich um und wendet sich dann an Gorkev: „Genosse, ihr werdet nicht nur ein ausgezeichnetes Schiff erhalten, sondern auch eine hervorragende Mannschaft. Werdet ihr das Kommando übernehmen?“ Gorkev salutiert „Admiral, es währe mir zugleich eine Ehre und eine Freude, das Kommando über das Schiff übernehmen zu dürfen!“ Drake Reicht Gorkev die Hand.
„Kapitän Vasilij Gorkev ich übergebe das Großkampfschiff „Rotes Banner“ der Union euerm Kommando!“ „Und ihr Admiral, was werdet ihr jetzt machen? Will Gorkev wissen. „Tja, ich werde dem Flottenkommando eine Erklärung für all das liefern müssen, denn spätestens die diplomatischen Protestnoten unserer Gegner werden die Herren auf das Vorhandensein dieses Schiffes aufmerksam machen. Außerdem muss doch jemand eine Recyclerflotte hierher beordern.“ Er schmunzelt und reicht Gorkev erneut die Hand „Ich denke, wir werden voneinander hören, mein Freund.“
Drake salutiert in die Brücke hinein „Genossen – dienen Sie ihrem neuen Kapitän wie sie mir gedient haben und die Union wird sie bei Ihrer Rückkehr als Helden empfangen.“ Drake wendet sich um und geht in Richtung Hangardeck, wo ihn bereits ein Shuttle erwartet, um seinen Flug zum Flottenkommando anzutreten.



Ende


?

headblaster Offline



Beiträge: 2.610

06.06.2006 16:29
"Rotes Banner" Zitat · Antworten
eine hervoragende, packende geschichte!!!

eine fortsetzung MUß unbedingt folgen!!!

*fordert die anderen planetarier, anwärter und genossen zu einer stehenden ovation auf*

mpg
headblaster

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