Ich möchte ihnen gerne eines meiner Gedichte vorstellen.
Dieses ist schon etwas älteren Datums, aber ich hatte es total vergessen, bis es mir heute beim Zimmer aufräumen wieder in die Hände fiel. Es ist ein trauriges Gedicht, aber ich finde es trotzdem schön.
-Kritik erwünscht-
Wahrheit
Öffne deine Augen
und schau dich um.
Was siehst du?
Leben, Liebe, Freiheit?
Ein kleiner Junge spielt Fußball
Auf dem Straßenpflaster seiner Siedlung.
Das helle Licht der Sonne
Scheint auf bunte Blumen.
Schau noch einmal hin.
Genauer.
Auf den zweiten Blick
Enthüllt sich die Wahrheit.
Schon Morgen wird das Kind
Ein Gewehr in den Händen halten.
Schau wo die Blumen wachsen.
Zerbombte Ruinen sind ihr Lebensraum.
Was siehst du?
Frieden, Freude, Gerechtigkeit?
Eine zärtliche junge Mutter
hält ihr Neugeborenes im Arm.
Ein grauhaariger alter Mann
Schläft im Schaukelstuhl vor seinem Haus.
Schau noch einmal hin.
Genauer.
Auf den zweiten Blick
Enthüllt sich die Wahrheit.
Ganz fest hält die Frau ihren Sohn,
aufgebläht ist sein Bauch vor Hunger.
Ein leises Wimmern dringt aus seiner Kehle.
Geplagt von Alpträumen der Vergangenheit.
Was siehst du?
Freundschaft, Hilfe, Verständnis?
Siehst du den netten Herrn mit dem Mädchen?
Er kauft dem Kind eine Puppe.
Eine afrikanische Familie macht mit Freunden
Ein Picknick im Park
Schau noch einmal hin.
Genauer.
Auf den zweiten Blick
Enthüllt sich die Wahrheit.
Ein Auto fährt vor. Schwarz, getönte Scheiben.
Der Mann ist stark, das Kind kann sich nicht wehren.
Eine Gruppe weißer Jugendlicher kommt vorbei.
Und unter Anfeuerungsrufen fliegt der erste Stein.
Und ich frage dich jetzt
Noch einmal.
Was siehst du?