Episode 1

Vulpes saß an seinem Schreibtisch, schaute leicht verzweifelt in sein Origami-Buch, blickte noch verzweifelter zurück auf den unförmigen Körper aus Papier, der einst eine Bewerbung war, und wieder zurück ins Origami-Buch. Irgendwie haut das nicht hin. So sieht ein Schlachtkreuzer einfach nicht aus. Entnervt warf er das Gebilde auf den Haufen Papier, der den Mülleimer unter sich begräbt. Verstohlen schaut Vulpes ins Nebenzimmer. Alles ruhig.

V: "Linchen?!"

T: "Ja?"

V: "Wo bleibt eigentlich der Servicedroide mit dem Kaffee?"

T: "Der ist gestern auf dem Masageöl ausgerutscht und hat sich eine Achse gebochen. Die Ingenieure meinen es dauert mindestens eine Woche bis die Ersatzteile geliefert werden."

V:"Verdammt. Und nun?"

T: "Hey, komm ja nicht auf falsche Gedanken! Such dir einen Praktikant oder stell es als RABFAK-Aufgabe."

V: "Das ist es!"

T: "Haha, wieviele RABFAK-Punkte ist ein Kaffee denn wert."

V: "Nicht die RABFAK, ein Praktikant!"

Vulpes ruft die Personalabteilung der UdSSR auf seiner Konsole auf. Eine blecherne Computerstimme antwortet:

"Willkommen bei der Personalabteilung. Wenn Sie einen ..Job.. suchen, drücken Sie die ..1. Wenn Sie einen ..Droide.. benötigen, drücken Sie die ..2. Wenn Sie Beschwerde gegen einen Mitarbeiter einreichen möchten, drücken Sie die ..3. Wenn Sie ..humanoides Personal.. benötigen, drücken Sie die ..4."

Entnervt hämmert Vulpes auf die 4 ein.

"Sie benötigen ..humanoides Personal. Um die Auswahl zu bestätigen, drücken Sie die ..1."

"Sie haben gewählt, ..4. 4 ist keine Auswahlmöglichkeit. Ihre Optonen sind: Bestätigung Ihrer Eingabe mit der ..1. Um zum Hauptmenü zurück zu kehren, drücken Sie die ..2."

Vulpes atmet tief durch und hämmert nun auf die 1 ein.

"Humanoides Personal: Wenn Sie Personal aus dem Bereich ..Militär suchen, drücken Sie die ..1. Wenn Sie Personal aus dem Bereich ..Wirtschaft benötigen, drücken Sie die ..2. Wenn Sie Personal aus dem Bereich ..Service suchen, drücken Sie die ..3."

Vulpes drückt die 3.

"Sie haben ..Service-Personal gewählt. Um die Auswahl zu bestätigen, drücken Sie die ..1."

Die inzwischen leicht mitgenommene Taste erfüllt gerade noch ihren Zweck. Der Schrottkasten am anderen Ende der Leitung fährt fort:

"Sie haben folgende Auswahlmöglichkeiten: Für einen ..festen Angestellten, drücken Sie die ..1. Für eine ..Aushilfskraft, drücken Sie die ..2. Für einen Praktikanten drücken Sie die ..3."

"Ja, verdammt nochmal Praktikant! 3! 3! 3! Und ja, ich will bestätigen! 1! 1! 1! 1! 1!"

"Vielen Dank. Wir werden Ihnen einen..Praktikant..vermitteln. Um einen weiteren Auftrag..."

Vulpes unterbricht die Verbindung. Die Genossin StellFAL kommt herbei geeilt und füttert Vulpes mit Beruhigungstabletten.

T: "Alles geklappt?"

V: "Hoffen wir es."

Die Tabletten beginnen zu wirken und friedlich schläft Vulpes ein...

Einige Stunden vergehen bis es an der Tür klopft.

"Herein."

Ein in ein Gewand gehüllter, junger Mann betritt das Büro. Er trägt eine seltsame Kopfbedeckung und einen Krummsäbel am Gürtel.

"Oh, nein. Ein Druide." entfährt es Vulpes.

"Nein, nein. Ich bin ihr neuer Praktikant. Mein Name ist Abu Ali al-Husain ibn Abd Allah ibn Sina al Qanuni. Ich bin Afghane."

"Abu..."

"Abu Ali al-Husain ibn Abd Allah ibn Sina al Qanuni."

"Abu Ali..."

"al-Husain ibn Abd Allah ibn Sina al Qanuni."

"Abu Ali soll uns genügen!"

Betroffen schaut der Praktikant zum Boden.

"Sie können Ihre Sachen in den Vorbereitungsraum bringen. Ich muss jetzt ganz dringen in den Roten Stern. Morgen werde ich Ihnen ihre Aufgaben erklären."

*schwer heben sich die Augenlider als die Sonnenstrahlen ihr ins Gesicht scheinen.

Sie bräuchte dringend einmal Urlaub! Doch kurioserweise verschwinden sämtliche ihrer Urlaubsanträge in mysteriösen Kanälen und sind bei jeder Nachfrage ihrerseits unauffindbar. Und nun ist sie schon wieder hier im Büro eingeschlafen.
Blinzelnd mustert sie die Umgebung. Die Geruchsensoren nehmen nicht den kleinsten Coffeingeruch wahr. Also ist er wieder einmal unterwegs. Dann kann sie auch noch für kurze Zeit die Augen schließen.

Plötzlich nimmt sie in den Augenwinkeln eine Bewegung in seinem Büro wahr. Gähnend und mit leichtem Kopfschütteln sackt sie wieder auf den Schreibtisch zurück. Jetzt sieht sie schon Gespenster! Hat sie doch eine Gestalt mit wallendem Gewand durch das Büro laufen sehen...

Urlaub ...Ruhe...schlafen...ein polterndes Geräusch beendet unsanft ihre Tagträume. Verzweifelt die Aktenberge umfassend, welche durch ihre heftigen Bewegungen bedrohlich ins Schwanken gerieten, starrt sie in das Nebenzimmer. Doch kein Geist!? Irgendwer - irgendwas wandert durch dort durch das Büro. Ein verirrter Bewerber? Unmöglich - er - sie - es hat einen Staubwedel in der Hand!
Polternd fallen die Aktenberge vom Schreibstuhl....egal...das muss sie jetzt aus der Nähe sehen! Vorsichtig nähert sie sich der Trenntür und lugt um die Ecke...erschrocken starrt ihr ein fremdes Gesicht entgegen. Amüsiert bemerkt sie, wie er den Staubwedel anscheinend als eine Art Waffe betrachtet und eine leichte Abwehrhaltung einnimmt.

"Wer bist du? Was machst du hier"

"Ich bin der neue Praktikant vom Genossen FAL Vulpes. Abu Ali al-Husain ibn Abd Allah ibn Sina al Qanuni! Der Genosse meinte, ich sollte hier auf ihn warten..."

"A..A..Aha..." langsam wird ihr auch klar, warum sein Gesicht einen immer empörteren Ausdruck annimmt, während er sie vom Kopf bis zu den nackten Füssen mustert. Bevor er dazu kommt seiner Empörung auch noch mit Worten Ausdruck zu verleihen, wirft sie ihm mit fester Stimme an den Kopf: "Coffein! Und bitte schnell, Abu!"
Als sie ihn ihr Büro zurückkehrt, um das dortige Chaos in Augenschein zu nehmen, vernimmt sie noch seine Stimme "Abu Ali al-Husain ibn Abd Allah ibn Sina al Qanuni! Ich bin Abu Ali al-Husain ibn Abd Allah ibn Sina al Qanuni!!" und sie spürt wie seine schwer unterdrückte Wut gegen ihren Geist prallt...*

[u] Episode 2 [/u]

Nachdem die strapazierten Nerven des FAL im Roten Stern erfolgreich therapiert wurden und die Nebenwirkungen der Therapie nach reichlich Schlaf und einer Aspirin 2000 wieder im Normbereich lagen begab er sich in sein Büro.

Abu Ali stand am Regal und fuchtelte mit einem bunten Staubwedel über die Akten. Vulpes stellte sich vor wie lächerlich der Afghane wohl in einem Putzmädchen-Dress aussehen würde und schüttelte lächelnd den Kopf. Warum putzt die Genossin StellFAL eigentlich nie? Überall Schokoladenpapier, Schokflecken, andere Flecken - nagut dafür kann sie nur indirekt was, der Mülleimer quilt über und die Staubschicht geht schon fast als Plüschpolster durch. Was macht sie eigentlich? Vulpes öffnet die Tür einen Spalt, hört das Schnarchen und schliesst die Tür wieder. Man will ja nicht bei der Arbeit stören. Aber jetzt gibt es erstmal wichtigeres als Arbeit. Der neue Praktikant benötigt seine Einweisungen.

"Abu Ali?"

"...al-Husain ibn Abd Allah ibn Sina al Qanuni !!!"

"Jaja, ich weiss al-Husain ibdn abdn alln tralalala."

Der Afghane knurrt.

"Knurr nicht, komm her! Ich will dir deine Aufgaben erklären."

Der Afghane spurrt, nimmt Haltung ein und wartet auf seine Anweisungen.

"Pass auf, du bist jetzt in der FA Leitung. Was das bedeutet wirst du noch früh genug mitbekommen aber ich will dich schonmal vorwarnen.

"Vorwarnung? Das unverschleierte Weib da drüben, ist sie Konkubine in eurem Harem? Das Weib ist dreist und gehört gezüchtigt."

"Ja, ähm nein. Sie ist die Genossin StellFAL Targalinchen meine, ähm Stellvertreterin. Behandle sie mit Respekt sonst bekommst du nur noch Wodka und Schweinefleisch. Haben wir uns verstanden?"

Abu Ali schaut verängstigt und nickt heftig.

"Unsere eigentlichen Aufgaben hier sind neben haufenweise Akten zu kontrollieren, die Ausbildung der Planetarier und Aktivisten sowie die Bewerbungen. Wie das ganze läuft wirst du aber schon mitbekommen. Nebenbei versuchen wir noch der ganzen Sache etwas Spaß abzugewinnen. Worauf du aber jetzt schon achten kannst ist Folgendes. Die Genossin StellFAL verfasst in regelmäßigen Abständen Urlaubsanträge und Kündigungsschreiben, die werden hier gesammelt."

"In Aktenvernichter?"

"Nenn es wie du willst, ich nenn es Archiv."

"Ich verstehe."

Abu Ali grinst über beide Ohren. Ja, der Junge hat Potential, denkt sich Vulpes und fährt fort.

"Achte darauf, dass sie nicht bemerkt wo die Anträge archiviert werden, die Genossin könnte sonst..ohhh Genossin."

Siedendheiss schiesst es Vulpes durch den Kopf. Genossin! Aktivistinnen-Uniform - Genossinnen-Uniform!

"Abu Ali al Husain ibdn abdn Allah ibdn Sina..?"

Flehend entgegnet der Praktikant: "Bitte nennt mich Abu Ali !!!"

Vulpes lacht beherzt.

"Abu Ali. Ich hab einen ersten Auftrag für dich. Wir haben da eine Lieferung die dringend erfüllt werden muss. Du gehst in die Lagerhalle 4b, hier hast du die Zugangskarte. Dort steht eine Kiste mit der Aufschrift Genossinen. Die bringst du in den Recycler im Hangar. Einfach den Laderraum öffnen, Kiste rein und wieder schließen. Verstanden?"

"Ihr liefert in Recyclern? In Afghanistan wird die Ladung von Recyclern zer.."

"Sorge dich nicht mein Freund. Ich weiss was ich tue."

"Schon erledigt!"

Abu Ali reibt sich die Hände und begibt sich voller Elan auf seine erste Misson.

*Das tiefe Lachen der Drachenbrüder umschließt ihre Seele. ´Suna, vikigxi! Ni flegi jam cin eta fratulino!´, ein leichtes Lächeln umspielt ihre Mundwinkel als sie endlich die Augen öffnet. Sich streckend erhebt sie sich, ignoriert das Chaos im Büro und tritt durch die Trenntür in das Büro des FALs.
Für seine Begrüssung "Arbeit schon fertig?" hat sie nur ein müdes Lächeln und baut sich herausfordernd vor ihm auf.

"Ich wurde doch befördert, das bedeutet, mir steht eine neue Uniform zu! Haben Sie sich nun endlich darum gekümmert, dass diese auch in meinen Wohnbereich geliefert wurde? So sehr ich diese Aktivistenuniform auch... vermissen werde....aber die neue Uniform wird mir sicher hervorragend stehen." ´Und vor allem wird sie mehr bedecken´, fügt sie innerlich hinzu und denkt neidisch an die perfekt geschnittene Uniform der Genossin Evi.

Kritisch betrachtet sie das Gesicht des FALs. Sieht sie etwa ein klitzekleines bisschen Schadenfreude in seinen Augen glitzern? Aber wahrscheinlich spielt ihr die Müdigkeit nur einen Streich.

"Wo ist eigentlich Ihr neuer Ali...Abu ...Ali baba wasweißichwie...? Wir sind ja schon aufeinander getroffen und seine Begeisterung war augenscheinlich minimal....aber ich werde mich erst einmal umziehen gehen und hoffe, dass ich dann in der neuen Uniform hier erscheinen kann!?"

*knurrend schnappt sie sich einen neuen Urlaubsantrag...sie würde sich gern etwas mehr um die Drachenbrüder kümmern...und wendet sich zur Ausgangstür*

Episode 3

Vulpes wartet bis sich die Tür geschlossen hat. "Drachebrüder.." murmelt er "..was kommt als Nächstes? Elfen? Zwerge? Schneewittchen und die sieben Geißlein?" Dunkel erinnert sich Vulpes an einen Druiden der einst in die Hallen der Union drang. Er lies ihn hinauswerfen. War dies der Fluch des alten Mannes?

Immernoch nachdenklich kramt Vulpes in den Schränken. Silberbesteck, Kerzen, Servietten. Mit einer ausladenden Armbewegung räumt Vulpes den Tisch des Vorbereitungsraumes frei. Baupläne von Transport-Schiffen und Gebäuden fallen zu Boden. Wozu braucht ein Praktikant Baupläne? Vulpes kehrt die heruntergefallenen Sachen zu einen Haufen zusammen und platziert ihn hinter der Tür. Vulpes schreitet prüfend durch den Raum. Nichts zu sehen. Freudig reibt er sich die Hände, platziert Kerzen, Besteck und Servietten um anschließend die riesige Schokoladentorte aus dem Kühlschrank zu holen. Vorsicht holt er das Meisterwerk murmanesischer Schokalatier-Kunst aus seiner Verpackung. Das gute Stück und der Transport hatten Unsummen gekostet. Niemand dürfe je erfahren wo die immensen Beträge des FA-Budget verschwinden. Peniebel richtet er eine Glückwunschkarte aus "Herzlichen Glückwunsch zur Beförderung Genossin Targalinchen". Die Buchstaben wurden aus Platin auf diese hauchdünne, schwarze Karte aus Vulkanglas geprägt. In der Jahresabrechnung erscheint die Karte jedoch als "Ersatzteile Teilchenbeschleuniger". Nie hatte jemand gefragt wozu die FA einen Teilchenbeschleuniger benötige oder gar warum das Teil ständig kaputt geht und repariert werden muss.
Fasziniert betrachtet Vulpes den Tisch. "Passt!"

Die Tür vom Büro reißt auf. Abu Ali kommt aufgebracht ins Zimmer gestürzt. "Meister, Meister ich habe die Kiste wie beauftragt recycled, ähh transport bereit gemacht." Vulpes entgegnet erschrocken: "Meister?!". Er wartet auf eine Reaktion vom Praktikanten der aber nur fragend zurück schaut. "Wie auch immer. Fremde Länder, fremde Sitten. Sehr gut gemacht!" lobt Vulpes seinen neuen Schützling. "Ich habe auch gleich einen neuen Auftrag. Bitte geh zum Veterinäramt. Sag Ihnen, dass das wir eine Invasion von bösartigen Reptilien haben und dringend einen Kammerjäger benötigen."

"Die Drachenmenschen?" fragt Abu Ali skeptisch.

"Genau, die Drachenmenschen! Wir wollen doch nicht, dass die Drachenbrüder noch Drachenbrüter werden." antwortet Vulpes und lächelt Abu Ali zu, welcher den Nacken einzieht, sich die Hände reibt und entgegnet: "Schon erledigt!" Abu Ali saust zur Tür hinaus.

Zufrieden setzt sich Vulpes an den Tisch, zündet die Kerzen an und erwartet die Rückkehr der StellFAL.

*frustriert betrachtet sie das immer noch leere Bett, als sie aus der Dusche tritt. Natürlich keine neue Uniform! Hatte sie eigentlich etwas anderes erwartet? Wütend holt sie die Aktivistenuniform aus dem Schnellreiniger und schlüpft hinein.

"Suna - kion esti la???" * fragend schaut Rako, der ältere der beiden Brüder mit seinen brennenden Augen auf die zwischen seinen Pranken zappelnde Gestalt. Ein Wirbel von Stoff...anders kann man diesen Anblick nicht erklären...doch plötzlich erkennt sie das Gesicht des neuen Praktikanten.

"Was suchst DU denn hier?", faucht sie ihn an und gibt Rako ein Zeichen, die kleine Gestalt wieder auf den Boden zu setzen. Fast bedauernd blickt der Drachenmensch auf den Winzling, bevor er ihn auf den Boden fallen lässt.

"Ich...ich...ich habe Sie gesucht", stammelt das Häuflein Elend zu ihren Füssen. "Nun - du hast mich gefunden! Also was willst du?" "Der FAL ...er wartet auf Sie!" "Ja ja es ist gut...ich komme gleich...und du...verschwinde hier...und lass diese Beiden in Ruhe...vergiss nie - sie haben grossen Hunger!", zischt sie dem erblassenden Praktikanten ins entsetzte Gesicht....*





* Suna - was ist das?

Der Hass stieg in Abu Ali auf. In seinen Augen glühte die Wut. Das Drachengesocks hatte es gewagt. Noch immer umhüllte ihn eine stinkende Pestwolke. Diese Wesen sind der Hölle entstiegen und genau da werde er sie auch wieder hinbefördern, dachte sich Abu Ali. Siegesgewiss richtete er sich auf, zurrte sein Gewand zurecht, richtete den Krummsäbel aus verließ den Vorhof der Hölle. Allah werde ihn beistehen auf seinem Feldzug gegen diese Dämonen. Als er den Gang betrat, sah er bereits den Kammerjäger vom Veterinäramt kommen.

"Hatten Sie mich wegen der Reptilien-Invasion bestellt?"

"Ja, ja, das habe ich! Hinter dieser Tür sind die Bestien!"

"Ok, ich werde mir das mal anschauen."

Der Kammerjäger öffnet die Tür und will eintreten. Als wäre er gegen eine unsichtbare Mauer gelaufen bleibt er jedoch stehen, reißt die Augen auf und lässt seinen Koffer fallen. Nachdem ein Schrei des Entsetzens verhallt ist rennt er den Gang entlang zum Ausgang.

"Diese verweichlichten Ungläubigen!" denkt sich Abu Ali "So muss ich mich der Sache selbst annehmen."

Abu Ali schultert die Tragetasche des Kammerjägers und geht zurück in das Büro der FA-Leitung. Dort angekommen überlegt er wie er der Plage ein Ende bereiten könne. Sein Blick fällt auf das Bücherregal des FAL. "Fachbuch der Entomologie" Das ist es! Mit einem giftigen Insekt könne man den beiden Ungetümen ein jähes Ende bereiten. In einem Satz springt er zum Regal und durchwälzt das mindestens 5 Kilo schwere Buch nach einem geeigneten Tier. Da haben wir es:

"Lytta vesicatoria - Ordnung: Coleoptera - Familie Meloidae

L. vesicatoria besitzt als phytophager Schädling auf Ölbäumen..."

"...bla bla bla bla...Ah, hier!"

"...dieses enthält den Wirkstoff Cantharidin, welches auch bei einer Reihe weiterer Arten der Ölkäfer sowie bei anderen Käferfamilien vorkommt. Cantharidin ist ein starkes Reizgift, welches auf der Haut Blasen und Nekrosen bildet und bei oraler Einnahme zu akutem Nierenversagen führen und dadurch tödlich sein kann."

"Das ist es...aber woher..."

" Cantharidin-Präperate finden eine Breite Anwendung in der Pharmaindustrie und werden beispielsweise unter der Bezeichnung Spanische Fliege im Handel angeboten."

Abu Ali springt auf, dankt Allah für seine Unterstützung und saust zur Apotheke der Krankenstation.

....

Erfolgreich kehr er zurück. Die Genossin StellFAL und ihre zwei Schergen haben sich wieder im Büro eingefunden. Während Targalinchen mit dem FAL das Vorbereitungszimmer aufsucht, um die Schokotorte bei Kerzenschein zu verspeißen, bleiben die beiden Höllenwesen im Vorraum zurück. Abu Ali wartet bis die Tür des Vorbereitungsraumes geschlossen ist und ein Rollo die Glasscheibe verdeckt. Aus seiner Tasche zieht er zwei Beutel, randvoll gefüllt mit L. vesicatoria.

"Putt putt putt. Ihr sehr aus als könntet ihr einen kleinen Snack vertragen?"

Die beiden Drachenbrüder drehen sich um und fixieren die Beutel mit gierigem Blick. Abu Ali wirft jedem der beiden einen Beutel zu und sieht zu wie sie die Käfer verschlingen. Laut lachend setzt er sich auf seinen Gebetsteppich, streckt Arme und Beine von sich um die Reaktion abzuwarten. Nach einer Weile dringen seltsame Geräusche aus den Bäuchen der Monster. Zähflüssiger Speichel tropft aus ihren Mundwinkeln, sie stehen auf und gehen auf Abu Ali zu. Ihm wird unbehaglich und er zieht sich in die hinterste Ecke zurück. "Wann beginnt das Gift endlich zu wirken? Oh Allah, steh mir bei in dieser Stunde." fleht Abu Ali doch die beiden Echsenmenschen kommen immer näher. Schließlich setzen sie sich, einer links und einer rechts, neben Abu Ali, kuscheln sich an ihn und beginnen mit den gespaltenen Zungen sein Gesicht abzulecken. Eine Welle des Ekels steigt in Abu Alis Hals auf, sammelt sich in den prallgefüllten Backen um schließlich wieder den Hals hinunter zu verebben. Abu Alis Gesicht leuchtet in einem satten Grün, das in den beiden Echsen nur noch mehr Lust erweckt. Die beiden Drachenbrüder rücken immer näher und begraben Abu Ali unter ihren fülligen Leibern. Verliebt grunzen sie vor sich hin bis der Schlaf sie übermannt.

*fassungslos schaut sie auf den festlich gedeckten Tisch und in das strahlende Gesicht des FALs. Eigentlich wollte sie ihm gehörig die Meinung sagen, wegen der fehlenden Uniform...doch wenn sie so sieht, welche Mühe er sich gegeben hat, bringt sie es einfach nicht fertig, ihn vor den Kopf zu stoßen. Noch immer sprachlos umarmt sie ihn heftig ...hängt vielleicht etwas länger als nötig an seinem Hals ...räuspert sich dann kurz und lässt sich voller Verlegenheit auf den Stuhl gleiten.

Warum schaut er sie so an? Kennt er doch fast schon jede Mimik ihres Gesichts...schweigend schauen sie sich in die Augen ...plötzlich durchzuckt ein unbekanntes Gefühl ihren Körper und sie krümmt sich heftig zusammen...
Rako!! ...ihre Seelen seit Jahren miteinander verbunden, wehren sich gemeinsam gegen diese Welle...eine Welle des...sie kann das Gefühl nicht in Worte fassen...mühsam zieht sie sich am Tisch hoch und unsicher nähert sie sich der Tür des Vorraums.

Entsetzt krallt sie die Fingerspitzen in den Türrahmen, als sie die geliebten Wesen zusammengesackt auf dem Boden liegen sieht.
Rako !! verzweifelt kniet sie sich neben dem riesigen Drachenmenschen und sucht nach einem Lebenszeichen in seinem Gesicht. Erleichtert bemerkt sie, dass die nachtschwarzen Schuppen sich leicht heben und ein leises Schnauben seinen Nasenflügeln entweicht. Schnell öffnet sie das kleine Versteck in ihrem Geburtsband und bedeckt seine Lippen mit dem feinen Staub, gewonnen aus dem blauen Mondfels ihrer Heimat.

Röchelnd springt der riesige Drachenmensch mit einem Satz auf die Füsse und mustert sofort seinen kleinen Bruder, welcher immer noch - den komischen Menschen halb verdeckend - am Boden liegt. "Nenia timego - gxin marsxi bona!" beruhigt er ihren Geist - wirft sich den scheinbar Leblosen über die Schulter ...schickt noch ein Fauchen in Richtung des schleimverschmierten Erdlings und wendet sich zum Gehen...

Unentschlossen steht sie im Raum und ihre Blicke schweifen vom FAL zu den Drachenbrüdern. Immer wieder ...und wieder....der Drache umfasst ihren Arm und hilflos muss sie ihm folgen ...verwundert vergisst sie sich für einen Augenblick gegen diese Bevormundung zu wehren...hat ihr Geist wirklich ´Abu Ali al-Husain ibn Abd Allah ibn Sina al Qanuni´ leise vom Geist des kleinen Drachen empfangen???

*lächelnd betrachtet sie sich im Spiegel. Die neue Uniform sitzt perfekt. Tausend Danksagungen schickt sie im Geist an Evi, welche keine Mühe scheute, ihr dieses Geschenk zu überreichen. Sogar ihren Privatschneider wird sie ihr morgen zur Verfügung stellen, um die Rocklänge dezimieren zu lassen.
Plötzlich verdrängt sein Gesicht alle anderen Gedanken und sie mustert die ausrangierte Aktivistenuniform. ´Einmal noch..´...entschlossen wechselt sie die Kleidung und tritt zurück in den Schlafbereich.

Nachdenklich betrachtet sie die riesigen, auf dem Boden schlafenden Drachenmenschen. Viele Sternenjahre waren sie untrennbar miteinander verbunden, bis diese schreckliche Katastrophe in der fernen Heimat alle Spezien für lange Zeit in ferne Universen vertrieb. Wie viele ihrer Gefährten hat sie seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen? Doch die Nachrichten aus der Heimat klangen optimistisch. Oftmals erhielt sie neue Informationen über die Wiederkehr eines Verschollenen. Sollte auch sie...? Zurück in die Heimat der zwei Sonnen...? Das unerwartete Auftauchen der beiden Drachenbrüder entfachte die altbekannte Sehnsucht erneut...doch war ihre Seele stark genug, nochmals eine Heimat und treue Gefährten zu verlassen? Wieder fast am Schmerz zerbrechen und befürchten, dass ihr Herz erfriert?

Vorsichtig umrundet sie die Gestalten, um die Tür zu erreichen...erschrocken zuckt sie zusammen, als eine riesige Pranke ihren Fuss umklammert. Rako! Natürlich hat seine Wachsamkeit keine Sekunde nachgelassen. Wie konnte sie dies nur vergessen! "Ich muss...lass mich gehen...ich kann nicht anders...versuch, mich zu verstehen!" bittend blickt sie in seine Feueraugen. "Wenn du mich brauchst, schick deine Gedanken! Du weißt..." hart klingen die ungewohnten Menschenworte aus seinem Mund, als er ihren Fuss loslässt und auf den Boden zurücksinkt.

Leise, jedes Geräusch vermeidend, eilt sie durch die sparsam beleuchteten Gänge des Unionsgebäudes, bis sie endlich wieder sein Büro erreicht. Tief durchatmend aktiviert sie die Sensoren und tritt vorsichtig in den Vorraum ein. Sich ein Grinsen nicht verkneifen könnend, mustert sie den schleimüberdeckten Praktikanten, der langsam wieder zu sich zu kommen scheint. ´Das wird wieder ein Gezeter geben!´, geht es ihr durch den Kopf.

Unsicher nähert sie sich langsam seiner Tür...´ob er noch da ist...will er sie überhaupt noch sehen ...warum sollte er auf dich warten...´, vorwurfsvoll meldet sich die Stimmen der Ahnen in ihr, als sie die Tür öffnet. Doch ja ...er sitzt immer noch dort am Tisch. Den Blick von den mittlerweilen heruntergebrannten Kerzen in ihre Richtung wendend, mustert er sie mit zusammengekniffenen Augen, wie sie dort unschlüssig im Türrahmen steht.
Wortlos geht sie zu seinem Platz...hebt den Teller vom Tisch...um sich selbst auf dessen Platz zu setzen....bricht mit den Fingerspitzen ein kleines Stück von dem wundervollen Kuchen und hält dem sie abschätzend Musternden dieses um Verzeihung bittend entgegen....*