http://www.swr.de/nachrichten/bw/2005/01/17/index12.html

Salzburg/Rastatt
"Perry Rhodan"-Erfinder Ernsting gestorben

Der geistige Vater der Science Fiction-Kultfigur "Perry Rhodan", der Autor Walter Ernsting, ist tot. Der deutsche Schriftsteller, der zusammen mit seinem Freund Karl-Herbert Scheer den Weltraumhelden erschuf, starb vergangenen Freitag in Salzburg nach längerer Krankheit im Alter von 84 Jahren.

Der Pabel-Moewig-Verlag bestätigte den Tod des Autors heute in Rastatt. Ernsting hatte seine Autorenkarriere Mitte der 50er Jahre mit einem Trick begonnen: Ernstings erster Roman, "Ufo am Nachthimmel" erschien nur, weil ihn der Autor als übersetzten Text eines amerikanischen Autors ausgab. Der Cheflektor des Verlages, für den Ernsting als Übersetzer tätig war, hatte zuvor einen selbst verfassten Roman Ernstings abgelehnt. So schrieb er zunächst unter dem angelsächsischen Pseudonym Clark Darlton.

Die Perry-Rhodan-Reihe startete 1961. Bis heute kommt jede Woche ein neues Heft mit einer Auflage von 130.000 Exemplaren heraus, derzeit liegt Heft Nummer 2.265 vor. Allein die Auflage der bislang 88 Hardcover beträgt laut Verlag rund acht Millionen Stück. Weil die Figur des Perry Rhodan dem Science Fiction-Roman in Deutschland den Boden bereitete, gilt Ernsting als einer der Pioniere dieser Literaturgattung. Neben verschiedenen wichtigen Elementen der Serie ersann Ernsting auch den Namen des Weltraumhelden. 1981 wanderte Walter Ernsting nach Irland aus. Seine letzten Jahre verbrachte er in Salzburg.

Im Jahr 1992 war der letzte von Clark Darlton und Walter Ernsting verfasste Perry Rhodan-Roman erschienen. Heute arbeiten rund 10 Autoren an immer neuen Publikationen. Neben "Perry Rhodan"-Titeln schrieb der Autor auch zahlreiche Romane. In dem 1983 veröffentlichten Roman "Die neun Unbekannten" zeichnete der gebürtige Koblenzer jedoch ein pessimistisches Bild von der Menschheit, die sich auszulöschen droht.

Weltraumheld flog übers Ziel hinaus

Mit der Figur des Perry Rhodan legte der Autor den Grundstein für einen jahrzehntelangen Perry Rhodan-Kult. Während der Verlag die Serie mit dem Untertitel "Der Erbe des Universums" ursprünglich nur auf etwa 50 Bände kalkulierte, flog Perry Rhodan später über den Mond hinaus, einte die Menschheit mit der außerirdischen Technologie der "Arkoniden" und kämpft heute - mittlerweile durch einen "Zellaktivator" relativ unsterblich - mit "Kosmokraten" und Superintelligenzen für Ordnung im Weltraum. In ihren besten Zeiten erreichte die jeweils aktuelle Erstauflage der Serie wöchentlich mehr als 200.000 Leser. Dazu kommen neben den Hardcover-Bänden auch Taschenbücher, Hörspiele, Plüschtiere und Lizenzausgaben in Frankreich, Spanien, Holland, Brasilien, Japan und Amerika.